Es ist wohl die größte nationale Volleyball-Sensation der letzten Jahre und lohnt auch aus norddeutscher Sicht noch einmal beleuchtet zu werden: Der VfB Friedrichshafen ist im Viertelfinale des DVV-Pokals an Underdog TSV Haching München gescheitert. Bei der Auslosung der Vorschlussrunde bekamen die Unterhachinger dann zur Belohnung wieder ein Heimspiel und wieder einen Kracher: Cupverteidiger Berlin Recycling Volleys.
Zu gerne hätte die SVG Lüneburg die Hauptstädter ausgeschaltet und sicher auch liebend gerne dieses Halbfinale bestritten, musste sich aber nach dem 1:3 tags zuvor einmal mehr dem Dominator der letzten Jahre beugen und die Sehnsucht nach dem ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte vertagen.
Zur Belohnung nun
Heim-Halbfinale gegen Berlin
Das 3:1 (25:22, 25:23, 15:25, 25:23) der Münchner Vorstädter ist der größte Erfolg seit der dreijährigen Kooperation mit dem FC Tirol Innsbruck - als Hypo Tirol AlpenVolleys Haching gab es 2018 und 2019 zweimal einen Playoff-Halbfinaleinzug zu feiern. Seitdem dümpelte der Verein vor sich hin, wollte im Sommer endlich den Status des Punktelieferanten ablegen und holte einige vielversprechende Zugänge. Einer von ihnen wurde nun zu Friedrichshafens Schreckgespenst: Alignon Maurice Lewis-Fregeau, nur gerufen A.J. Lewis.
Der 23-jährige US-Amerikaner kam nach zuvor zwei Einwechselungen erst zum 3. Satz dauerhaft auf den Court und punktete noch 18-mal (Quote 55%) - als eigentlicher Außen im Diagonalangriff. Der Rekord-Pokalsieger von Bodensee bekam den 1,93 Meter großen Wirbelwind nie in den Griff. Und neben ihm steigerten sich auch alle anderen. Mittelblocker Sebastian Rösler zum Beispiel setzte 5 Kill-Blocks - auch gegen die VfB-Punktegaranten Michal Superlak und Jose Masso. Nach einem 0:2-Satzrückstand verkürzte der VfB zwar nochmal, doch im 4. Satz zeichnete sich die Sensation spätestens ab dem 15:11 Hachings ab. Mit 20:17 ging es in die Crunchtime, weil plötzlich die Nerven flatterten, durfte der VfB nochmal ausgleichen (23:23). Doch dann machte - na klar - A.J. Lewis den Deckel drauf.
Für die Häfler war das nach dem frühen Ausscheiden im CEV Cup gegen Zagreb der zweite herbe Rückschlag innerhalb einer Woche. Das Fazit von Chefcoach Adam Swaczyna, im Sommer neu gekommen, nach der Haching-Pleite spricht Bände: "Haching hat heute großen Willen gezeigt und deshalb sind wir aus dem Pokal ausgeschieden. Es ist eine große Enttäuschung für uns, unsere Sponsoren und unsere Fans. Dafür bitten wir um Entschuldigung. Wir müssen jetzt etwas ändern und das beginnt mit unserer Einstellung. Volleyball ist das eine, was wir trainieren müssen, aber wir müssen auch an unserem Auftreten arbeiten. Alles, was die Mannschaft in der Vergangenheit erreicht hat, zählt gerade nicht. Wir sind raus aus dem Pokal. Es geht jetzt darum, nach vorn zu schauen und mit jedem, der mitzieht, zu kämpfen."
Im zweiten Halbfinale (beide am 11. Dezember) stehen sich die powervolleys Düren und die Giesen Grizzlys gegenüber - die Hildesheimer haben diese Runde zum dritten Mal in Folge erreicht. (hre)