"Oh, wie ist das schön!" Diesen Volleyball-Krimi feierten die 2476 Zuschauer in der LKH Arena noch Minuten nach dem Spiel. Kurz zuvor hatte die SVG Lüneburg ein dramatisches Spiel gegen den französischen Klub Chaumont VB 52 für sich entschieden. Dabei hatten die LüneHünen schon 0:2 nach Sätzen zurückgelegen, feierten aber ein starkes Comeback und sicherten sich mit dem 3:2-Erfolg (17:25, 23:25, 26:24, 25:19, 15:13) die ersten beiden Punkte in der Gruppenphase.
Foto: Hoefel
Das Spiel lief zunächst besser für die Gäste, die sich früh absetzten. Besonders Zuspieler und Ex-LüneHüne Joe Worsley kurbelte sein Team an. Immer wieder zwang Chaumont die SVG zu Fehlern in der Annahme, punktete anfangs vor allem durch den starken Youngster Henno. Die SVG wehrte sich zwar nach Kräften, fand gegen platzierte Aufschläge und Angriffe aber kein Mittel. Den Satzgewinn machte Chaumonts Pierre Toledo klar, dessen Aufschlag für Xander Ketrzynski nicht mehr zu erreichen war (17:25).
Steigerung ab
dem zweiten Satz
Im zweiten Satz gelang der SVG ein besserer Start. Erst beim 7:7 glichen die Gäste aus - und gaben die Führung nicht mehr her. Doch die LüneHünen ließen sich auch von einem Sechs-Punkte-Rückstand (12:18) nicht verunsichern, lieferten sich weiter ein heißes Duell - und punkteten, wie beim umjubelten 14:19, mit dem Xander Ketrzynskis Ball in den Block eine lange Rally abschloss. Danach machte es die SVG so richtig spannend: Joscha Kunstmann punktete mit einem Angriff in der Mitte (16:21), Simon Torwie fand gleich wiederholt die Lücke im Block der Gäste - 18:22. Die Schlussphase des Satzes wurde zur echten Crunchtime: Mit einem Ass brachte Torwie die SVG auf 23:24 heran. Sein Aufschlag ins Aus sicherte Chaumont aber den glücklichen Satzgewinn - 0:2.
Die SVG-Akteure fanden jetzt sichtbar Spaß am Spiel. Auch in den dritten Satz starteten sie mit einer Führung. Die ging zwar nach dem 8:7 verloren, doch die Hausherren kamen stark zurück, fanden jetzt auch Mittel gegen die Angriffe der Gäste. Nach fünf Punkten in Folge stand es 14:9. Chaumont holte auf, glich beim 23:23 aus. Torwie machte energisch den Punkt zum 24:23, doch ein Aufschlagfehler von Espeland verlängerte den Satz. Glück, dass auf der Gegenseite auch Toledo patzte. Das 26:24 machte ein Ketrzynski-Angriff klar, der ins Aus abgewehrt wurde.
Auch im vierten Satz begeisterte die SVG die Fans. Die LüneHünen hatten jetzt das Momentum auf ihrer Seite, setzten sich 14:9 ab. Besonders Ketrzynski, der im ersten Satz noch gänzlich ohne Punkt geblieben war, stellte die Gäste immer wieder vor Probleme, holte in diesem Satz mit einer Angriffsquote von 64 Prozent sieben Punkte. Torwie holte nach Zuspiel von Wright den Punkt zum 24:18, Ketrzynski zwang mit seinem Angriff in den Block die Gäste zum Fehler. Satzausgleich!
Der folgende Tiebreak wurde zum echten Krimi. Erst lag die SVG vorn (8:6), beim 9:9 drehte Chaumont den Spielstand. Bis zum 12:12 gab es einen engen Schlagabtausch. Mit einer cleveren Aktion zum 13:12 riss Mohwinkel die Fans von den Sitzen - der Youngster hatte zuvor schon mit einer starken Annahmequote von 79 Prozent begeistert. Kunstmann blockte danach stark gegen Ex-LüneHüne Lukas Maase - 14:12. Wright vergab den ersten Matchball, Ketrzynskis Angriff ging ins Aus (14:12).
Doch um 21:15 Uhr konnte die Kulisse nach 123 Minuten Spielzeit endgültig jubeln: Ausgerechnet Maase setzte seinen Aufschlag ins Netz, sorgte damit für den Schlusspunkt zum 15:13-Satz- und damit Spielgewinn für die SVG. Zum MVP wurde Ketrzynski gewählt, der mit 21 Punkten auch Topscorer der Partie war.
SVG: Torwie (11 Pkt.), Wright (2), Mohwinkel (15), Kunstmann (9), X. Ketrzynski (21 Pkt.), Espeland (13) - Worsley; eingewechselt: Larsen.
Stimmen zum Spiel:
Stefan Hübner (Chefcoach SVG): "Mit dem Ergebnis sind wir natürlich super zufrieden. Davon abgesehen war es spannend, wie schnell die Jungs aus ihren Fehlern gelernt haben und das Spiel gedreht haben. Die Fans haben ihnen dafür tolle Energie gegeben."
Silvano Prandi (Chaumont): "Ein Team hat sein Niveau gesteigert, eines hat nachgelassen.
Wir haben mit einem guten Niveau im Aufschlag angefangen, dann war es richtig schlecht. Außerdem hatten wir Probleme mit der Blockverteidigung und im Angriff. Es gab nicht das eine Problem - wir müssen in unserem gesamten System besser werden."
Roger Worsley (Vater von Joe und Gage Worsley): "Nach zwei Sätzen dachte ich noch: Dafür komme ich den ganzen Weg aus Kalifornien? Dann wurde es ein echt gutes Spiel - ich bin stolz auf beide Jungs! Klar war ich weder für das eine noch das andere Team. Aber ich wollte, dass sie gut spielen - und das hat Spaß gemacht! Wären es nicht fünf Sätze geworden, hätte ich gesagt: "Gage, krieg' dein Team auf die Beine!" So war es den Trip wert! Beim Blick aufs Spiel in Chaumont denke ich, dass Joe und sein Team das nächste Mal anders auftreten. Mit meiner Frau bin ich auch beim Spiel in Chaumont dabei." (gm)