Das Final-Hinspiel im CEV Cup war ein Fest, aber ohne Happyend: Die SVG Lüneburg hatte wie befürchtet keine Chance gegen Asseco Resovia Rzeszów, gibt aber nach einem 0:3 (16:25, 17:25, 21:25) natürlich noch nicht auf.
Denn im Halbfinale hatte es ja auch im ersten Duell gegen Izmir ein 0:3 gegeben, das die LüneHünen dann sensationell noch umwandelten. In Polen wird aber am nächsten Dienstag ein noch größeres Wunder nötig sein, um die Hände noch nach dem Pokal ausstrecken zu können. 3200 Zuschauende, darunter auch etwa 40 aus Polen, in der wieder ausverkauften LKH Arena waren dennoch begeistert - allein vom Niveau des Gegners. Das war ganz großer Volleyball!
Eng wollten die LüneHünen die Sätze halten, um auf eine Chance hoffen zu können, "doch das hatte sich in den Sätzen 1 und 2 schnell erledigt", wie Chefcoach Stefan Hübner eingestehen musste. "Ein Riesen-Kompliment an den Gegner, der keine Schwäche gezeigt hat - in keinem Element und in keiner Phase. Was für eine Qualität! Aber es war trotzdem ein tolles Spiel, vor allem für unsere jungen Spieler. Ich hoffe, dieses Erlebnis hat ein Feuer in ihnen entfacht, zu versuchen, auf ein ähnliches Level zu kommen."
Ein Gegner ohne auch nur
die kleinste Schwäche
Schon im Eingangssatz nutzte aller Einsatz der LüneHünen in der Feldabwehr nichts, um eine schnelle Vorentscheidung zu verhindern. Denn insbesondere Mittelblocker Jakub Kochanowski, nach längerer Verletzung gerade wieder dabei, sprühte vor Tatendrang, setzte gleich mal Kill-Blocks gegen Jesse Elser und Xander Ketrzynski (2) und fügte nach 3 Schnellangriffe hinzu - der überragende Mann des 1. Satzes. Die SVG ließ zudem im Angriff zu viele Chancen liegen und war auch im Service zu fehlerhaft. So ging es über 2:5 und 6:12auf 9:16 und mit 13:20 in die Crunchtime. Den Satzball verwandelte Torex Defalco.
Der US-Nationalspieler eröffnete auch Durchgang 2 und lief dann richtig heiß (7 Punkte), war am Ende auch mit 16 Punkten der Topscorer. Der Außenangreifer stellte schnell auf 0:3, und als die SVG ein wenig herangekommen war, trat Defalco zu einer Aufschlagserie mit u.a. 2 Assen von seinen insgesamt 4 in diesem Satz an. Auch der zweite Mittelblocker Karel Klos hatte jetzt richtig ins Match gefunden (5), ebenso Ersatz-Diagonalangreifer Karel Bucki (4), der für den kurzfristig ausgefallenen Stephen Boyer spielte.
Und die Hausherren? Sie standen weiter weitgehend auf verlorenem Posten. Für den glücklosen Elser war Youngster Theo Mohwinkel gekommen, während des Satzes wechselte auch der Diagonalangreifer: Yann Böhme für Ketrzynski. Das Unheil nahm allerdings weiter seinen Lauf, über 3:7 und 6:11 auf 11:18. Zuspieler Fabian Drzyzga, zweifacher Weltmeister, setzte seine Angreifer immer wieder mustergültig ein, vor allem die Schnellangriffe über die Mitte waren ein Augenweide. Drzyga wurde später auch zum Man of the Match ausgezeichnet.
Erst in Satz 3
halbwegs auf Augenhöhe
Abschnitt 3 war dann immerhin noch ein Stimmungsaufheller, die SVG ging erstmals in Führung, die auch bis zur Mitte des Satzes hielt (11:9). Ein Achtungserfolg schien in der Luft zu liegen, aber besonders Defalco hatte etwas dagegen. Dieses Mal sammelte er 6 Punkte, drehte das Ergebnis auch mit einem Ass auf 12:13 und sorgte dann Anfangs der Crunchtime für den Ausbau der bis dahin knappen Führung, u.a. mit einem Hammer in den Drei-Meter-Raum, der den Hallenboden erschütterte. Den zweiten Matchball verwandelte schließlich Bucki - und dennoch machten die Fans Party.
"Das ist schon etwas ernüchternd," gab Chefcoach Hüber zu, "aber vielleicht geht im Rückspiel ein klein bisschen mehr. Jetzt liegt der Fokus aber erstmal auf dem Playoff-Beginn in der Bundesliga." Und Co-Trainer Bernd Schlesinger gab zu: "Wir haben den Arsch versohlt bekommen, das tat ein bisschen weh. Aber wir durften hier ein europäisches Finale spielen, das ist toll. Mit solchen Aufgaben entwickelt man sich weiter."
SVG: Kunstmann (4), Elgert (2), Elser (1), Knigge (6), Ketrzynski (5), Röhrs (8) - Worsley; eingewechselt: Gerken, Böhme (6), Mohwinkel (4). (hre)