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Champions League: Etwas ganz Großes mit Grozer...

13.02.2024 • Champions League Autor: SVG Lüneburg 420 Ansichten

Die nächste Attraktion in der an Highlights nun wahrlich nicht armen Saison der SVG Lüneburg wirft seine Schatten schon voraus: Das Halbfinale im CEV Cup gegen Arkas Spor Izmir, eins der führenden Teams in der Türkei. Zusätzlicher Reiz bei diesem historischen Ereignis in der Vereinsgeschichte: Beim Gegner spielt Georg Grozer , seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten einziger deutscher Weltstar im Volleyball, ein Mann, dessen Name die LKH Arena am 28. Februar (Rückspiel/Hinspiel am 21.) eigentlich schon ganz alleine füllen müsste.Tickets gibt es ab Freitag.

Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf seine außergewöhnliche Karriere zu werfen, in der 2022 der Gewinn eben dieses CEV Cups mit Vero Volley Monza (Italien) am Ende einer langen Erfolgsliste steht.

Georg Grozer - es soll ja Menschen geben, die Volleyball gerade erst als rassige, spannende Sportart entdecken oder in die Halle vor allem wegen des Events gehen, und denen der Name des Diagonalangreifers nicht allzu viel sagt. Das mag auch daran liegen, dass der inzwischen 40-Jährige den Großteil seiner Laufbahn im Ausland verbrachte. Und es gab ja, nicht zuletzt durch die Corona-Zeit, auch seit Jahren kein Länderspiel mehr auf deutschem Boden. Der gebürtige Ungar, 2006 eingebürgert, sorgt seit 2010 in den stärksten Ligen Europas für Furore und sammelte auch persönliche Auszeichnungen wie andere Leute Briefmarken.

Weltstar ist noch
lange nicht satt

Sein Vater Georg senior hatte 1985 die Heimat Richtung Deutschland - übrigens zum MTV Celle! - verlassen und wurde später u.a. Trainer des Moerser SC. Dort begann auch für den 18-jährigen Georg junior 2002 die große Karriere richtig. Nach einem kurzen Abstecher in Italiens 2. Liga 2008 folgten zwei Jahre beim VfB Friedrichshafen, dann startete das Muskelpaket sondergleichen durch: Polen, Russland, Südkorea, China, Katar, wieder Russland, seit 2020 Italien (Piacenza, Monza). Meisterschaften und Pokal-Triumphe pflasterten dabei seinen Weg. Zwischen 2010 und 2015 wurde er fünfmal in Folge Deutschlands Volleyballer des Jahres, obwohl Bilder seines Könnens hierzulande nur wenig zu sehen waren.

Aber Grozer performte in der Position des Hauptangreifers, der viel Verantwortung übernimmt, auch im Nationaldress herausragend: Olympia-Fünfter 2012 in London, WM-Dritter 2014, EM-Zweiter 2017 sind nur die markantesten Daten. Dass die Olympia-Qualifikation für Tokio im Januar 2020 beim Turnier in Berlin nicht gelang, lag wohl nur daran, dass er sich zwischendurch verletzte. Handlungshöhe und Schlagkraft - für die er den Spitznamen "Hammer-Schorsch" bekam - waren stets außergewöhnlich. Besonders gefürchtet ist auch sein Aufschlag. Wenn die Schulter richtig rund läuft, kann er schon mal neun Asse in einem Match raushauen wie jetzt bei der Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel gegen Piräus (2:3, insgesamt 28 Punkte), die Izmir im Rückspiel wettmachte (3:0).

"Der Zwei-Meter-Hüne, der nicht zu altern scheint", wie ihn das Portal "Zeit online" jüngst beschrieb, legte im Nationalteam mehrfach - teils aus Verletzungsgründen, teils freiwillig - eine Pause ein. Weit mehr als "nur" 194 Länderspiele stünden sonst in seiner Vita. So ließ er auch die Nations League im letzten Jahr aus, um nach einer anstrengenden Saison für die noch folgende Europameisterschaft, vor allem aber die Olympia-Qualifikation Anfang Oktober zu regenerieren. Und war dann der entscheidende Mann bei der Buchung des Olympia-Tickets, war Zweiter in der Liste der Topscorer (mit einem Spiel weniger). Ein Turnier in Rio, bei dem der Nimmermüde vor allem mit 27 Punkten gegen Schwergewicht Brasilien und 31 gegen Weltmeister Italien tags darauf zutiefst beeindruckte. Kein Wunder, dass er im zarten Alter von 39 Jahren dann zum 6. Mal zum Volleyballer des Jahres gewählt wurde.

Dass er auch mal verschnaufen und im letzten Match ganz pausieren konnte, war Erik Röhrs zu verdanken. Der SVG-Sommerzugang war, obwohl ja Außenangreifer, Grozers Backup. Die beiden teilten sich auch ein Zimmer und verstanden sich bestens, seit Rio ist der fast doppelt so alte Grozer der väterliche Freund von Röhrs (22). Der Kontakt hat gehalten, "er ist immer mal wieder mein Anprechpartner", so Röhrs. Jetzt im Februar wird es einige Situationen auf dem Court geben, wo sich der routinierte Diagonale und der aufstrebende Außen Aug' in Aug' am Netz begegnen - und auch blocken werden?

Wiedersehen mit
Zimmerkollege Röhrs

"Nach unserem Weiterkommen habe ich dem alten Mann geschrieben, dass er aufpassen muss", erwidert Röhrs lachend, um dann aber hinzuzufügen: "Im Training hat es diese Situationen schon gegeben, aber im Spiel ist das schon nochmal etwas ganz anderes. Das wird ohnehin verdammt schwer, aber wir freuen uns alle darauf, nicht nur ich. Für mich ist das natürlich nochmal etwas ganz Besonderes. Und Georg freut sich auch deshalb darauf, weil wohl seine Kinder zum Spiel nach Lüneburg kommen und es ein Wiedersehen gibt." Die ältere Tochter Leana, knapp 17, spielt in Schwerin und hat im Herbst im Nationalteam debütiert - der große Traum des Vaters ist ja, dass beide zusammen Olympia als Aktive erleben. Wobei die deutschen Frauen das Ticket noch lösen müssen.

Nach den Spielen im Juli/August in Paris wird für Georg Grozer wohl im Nationalteam Schluss sein, an ein Karriereende aber denkt er noch nicht. "Auf der Clubebene bleibe ich so lange, bis mir alles weh tut. Ich bin so vernarrt und so verliebt in den Sport, ich werde ewig weitermachen - auch wenn es später in der Seniorenliga ist. Volleyball wird immer ein Teil von mir bleiben", sagte er im Dezember letzten Jahres in einem Interview. (hre)

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