Wieder Krimi, wieder Tiebreak - und diesmal gab's sogar noch mehr Volleyball-Action als im ersten Duell: Erst nach 130 Spielminuten war das zweite Playoff-Halbfinale zwischen dem VfB Friedrichshafen und der SVG Lüneburg entschieden. Feiern konnten am Ende die LüneHünen, die sich 3:2 (29:27, 25:20, 18:25, 19:25, 19:17) durchsetzten.
"Wir sind alle platt", gab Chefcoach Stefan Hübner ein erstes Stimmungsbild vor der Rückreise. Doch sein Team konnte jubelnd in den Bus steigen: "Die Spieler sind angestachelt, nehmen den Sieg als Push mit."
SVG setzt sich mit zwei
Satzgewinnen ab
Vor 1000 Zuschauern in der ausverkauften Spacetech-Arena legten die Hausherren motiviert los. Beim 3:0 für den VfB nahm Hübner früh eine Auszeit. Danach drehte sein Team den Spielstand (4:6), es folgte ein enger Schlagabtausch. Zum Start in die Crunchtime lag Friedrichshafen erneut mit drei Punkten vorn (20:17). Oskar Espeland leitete das SVG-Comeback ein. Erst legte der Außenangreifer nach einem langen Ballwechsel clever über den Block auf den Marktplatz (20:18) und ließ dann eine Aufschlagserie folgen, die aus einem 18:21 aus SVG-Sicht eine 22:21-Führung machte. Es folgte ein intensives Duell um den Satzgewinn. Nach dem 27:27 kam Lorenz Karlitzek zum Aufschlag aufs Feld - und sorgte mit einem Ass für den dritten Satzball der SVG. Joscha Kunstmann war danach zur Stelle, sicherte mit einem Block gegen Michal Superlak die 1:0-Führung.
Der zweite Satz startete ausgeglichen (4:4, 8:8). Dann setzte sich die SVG ab, spielte souverän und mit Selbstvertrauen. Ein Ketrzynski-Ass holte einen Sechs-Punkte-Vorsprung heraus (11:17). Erneut blieb das Satzduell bis in die Schlussphase hochklassig. Nach einer umkämpften Rally, bei der die Liberos Lenny Graven und Gage Worsley mit Hechtbaggern retteten, fand Theo Mohwinkel den VfB-Briefkasten (17:22). Als Graven kurz darauf ein Ball von Espeland in der Annahme versprang, war der SVG der zweite Satzpunkt sicher.
Im dritten Satz ging der SVG das Spiel wieder etwas verloren, vor allem in der Mitte kamen die LüneHünen kaum zur Geltung. Zum Start in die Crunchtime lag Friedrichshafen schon klar vorn (21:15), besonders Jackson Young und Superlak liefen auf Hochtouren. Ein Aufschlagfehler von Karlitzek besiegelte den Satzgewinn der Gastgeber.
"Das ist ein guter Gegner! Das Momentum ist dann rübergeschwappt", blickte Stefan Hübner im Anschluss auf das Friedrichshafener Comeback.
Häfler erzwingen
den Tiebreak
Auch im vierten Satz riss Friedrichshafen schnell die Initiative an sich (4:2, 6:4). Die SVG kam nur kurzzeitig zurück (7:9, 11:12). Später zogen die Hausherren erneut ihr routiniertes Spiel auf, profitierten auch von Fehlern auf SVG-Seite. Bis zum 18:16 hielt das Hübner-Team noch mit, danach ließen Masso, Superlak und der immer wieder im Mittelpunkt stehende Young die Hausherren davonziehen (23:16). Savonsalmi, dessen Aufschlag von der Netzkante auf den Boden fiel, sorgte für den 2:2-Ausgleich.
Erneut musste nun der Tiebreak entscheiden - und der lieferte weitere 25 Minuten packender Volleyball-Action. Beim 6:5 für die SVG - die LüneHünen hatten schon 2:4 zurückgelegen - nahm VfB-Coach Swaczyna bereits die zweite Auszeit. Die SVG eroberte zum Seitenwechsel das Momentum (6:8). Doch ein cleverer Angriff von Simon Torwie gegen Superlak (9:10) und ein Espeland-Block (9:11) waren noch nicht der wichtige Schlag in die Motivation der Gastgeber. Im steten Wechsel ging es spannend weiter (12:12, 14:14). Ein Aufschlagfehler von Ketrzynski vereitelte den ersten SVG-Matchball. Fehlende Abstimmung ließ den Ball kurz darauf im SVG-Feld zu Boden gehen (16:16). Superlak holte den ersten (und einzigen) Matchball für den VfB, doch Ketrzynski glich aus (17:17). Dann kam der große Auftritt von Joscha Kunstmann: Der Mittelblocker, der im Spiel zuvor nur dreimal punktete, ließ zwei Asse folgen - und die SVG nach fast zweieinhalb Stunden über den Sieg jubeln.
"Wir haben ein paar Sachen besser gemacht, haben einen besseren ersten Satz gespielt, waren besser gegen deren Out-of-system, haben besser mit dem Aufschlag gearbeitet", fasste Stefan Hübner die Grundlagen für den Sieg zusammen. Er betonte, wie eng es erneut zuging: "Das war das dritte Spiel gegen Friedrichshafen in Folge, das über fünf Sätze ging. Beide sind nicht weit auseinander. Nur zwei Punkte haben am Ende entschieden. Deshalb ist es wichtig, an diesen Punkt zu kommen, es dann entscheiden zu können."
Er freute sich, dass Joscha Kunstmann und Simon Torwie im Tiebreak entscheidend punkten konnten: "Es ist wichtig, dass da einer kommt wie Joscha, der sein Herz in die Hand nimmt", blickte er auf den Satzball im ersten Satz und das Ass-Doppelpack zum Matchball. "Gerade wenn man vorher wenig involviert war, ist es als Mittelblocker wichtig, im Spiel zu bleiben, um daraus etwas fürs Team machen zu können. Das haben beide gut gemacht!" Und auch die Angreifer bekamen ein Lob vom Coach: "Es lief viel über die drei Außen, Xander hat ein sehr gutes Spiel gemacht, das war sehr wichtig."
Der Diagonalangreifer avancierte zum besten Scorer, holte 30 Punkte - zehn davon allein im Tiebreak. Auch Kapitän Theo Mohwinkel (18) und Oskar Espeland (16) punkteten zweistellig. Auf VfB-Seite holten Jackson Young (29) und Michal Superlak (23) die beste Punkteausbeute. Young wurde auch zum MVP gewählt.
Mit dem SVG-Erfolg steht nun bereits fest, dass es neben dem dritten Spiel am Samstag (19 Uhr, LKH Arena) ein viertes Wiedersehen am Mittwoch, 16. April (20 Uhr), am Bodensee geben wird.
SVG: Wright, Espeland, Torwie, X. Ketrzynski, Mohwinkel, Kunstmann - Worsley; eingewechselt: Karlitzek, Larsen