1.420 Zuschauer waren am Samstagabend voller Hoffnung in die Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit gekommen - trat der VC Wiesbaden doch nach längerer Zeit mal wieder gegen einen Gegner auf Augenhöhe an.
VCW verliert im Tiebreak gegen Ladies in Black (Foto: Detlef Gottwald | www.detlef-gottwald.de)
Die letzten Spiele hatten schließlich trotz Niederlagen gegen Favoriten durchaus positive Aspekte gebracht. Warum dann aber ausgerechnet gegen die Ladies in Black Aachen beim 2:3 (8:25, 25:22, 20:25, 25:2, 7:5) Überzeugung und Mut zum Risiko fehlten, wusste am Ende keiner so richtig zu beantworten.
Das Spiel (hatte mit einer stillen Minute in Gedenken an die Opfer und ihre Familien in Magdeburg begonnen) war eines, dass man bei stringenteren Aktionen in allen Elementen sicher nach Hause hätte bringen müssen. Die Aachenerinnen und ihr Anhang freuten sich zurecht über ihren Sieg in der Fremde, der insbesondere im Tiebreak deutlich gemacht hatte, wer hier den Triumph vor Weihnachten schlichtweg mehr wollte. An der Stimmung auf den Rängen hatte es nicht gelegen, die "Fans in Blue" gaben vor allem in kritischen Momenten alles.
Das Match war durchaus spannend, bot aber auf beiden Seiten kaum Finesse und nur wenige Zauberaktionen, dafür aber viele auch unverständliche Fehler. Aachen präsentierte sich letztlich resistenter und kompromissloser, und das sollte gegen Gastgeberinnen reichen, denen Mittel und Feuer für einen Sieg fehlten.
Den Unterschied machte an diesem Abend Aachens niederländische Diagonale Nicole Van de Vosse, die beindruckende 32 Punkte markierte (Quote: 53 Prozent). Die silberne MVP-Medaille ging an Wiesbadens ungarische Außenangreiferin Gréta Kiss, die 5 Punkte erzielte, aber nur auf eine Angriffsquote von 37 Prozent kam. Zweitstellig punkteten beim VCW außerdem Diagonale Celine Jebens (5) und Außenangreiferin Tanja Großer (2); bei Aachen schafften das auch Außenangreiferin Susan Schut (8; Niederlande) sowie die beiden US-amerikanischen Mittelblockerinnen Cara McKenzie (4) und Serena Bruin (2).
Eine weitere Komponente dokumentiert beispielhaft die Aachener Überlegenheit: Die Ladies erzielten 4 Blockpunkte, Wiesbaden nur vier. Und auch von den vielen Aufschlagfehlern der Ladies in Black (oft mit großem Druck geschlagen) konnte der VCW nicht hinreichend profitieren.
Erster Satz (8:25, 0:)
Weil sich die VCW-Annahme und Abwehr bereits am Anfang schwertat, lag man rasch mit :5 und 4:8 hinten. Die besseren Lösungen kamen bis dahin von den Ladies in Black (7:0). Erst beim 0:0 hatte der VCW den Gleichstand hergestellt. Aachen setzte sich, auch begünstigt durch Wiesbadener Unsicherheiten, wieder ab (2:6). Beim 4:6 machte VCW-Zuspielerin Ana-Marija Jonjev (Serbien) den ersten Blockpunkt. Aachen blieb cleverer - auch nah am Netz (6:20). Wiesbaden fand nicht in sein System (8:23). Susan Schut markierte das 24:8 für Aachen (6 Satzbälle) und stante pede das 25:8 für den Gast.
Zweiter Satz (25:22, :)
Das :0-Führung durch Wiesbadens Gréta Kiss wurde gefeiert, ebenso das 3:2 nach einem Aachener Service-Fehler. Das erste Ass (Kiss) und Tanja Großers Hammer brachten erstmals einen Zweipunktevorsprung (0:8); drei Zähler waren es nach cleverer Zuspielfinte von Ana-Marija Jonjev (2:9). Die Wiesbadener Angriffe wurden nun vehementer vorgetragen ? dann drehte sich das Momentum wieder, weil Aachen mutig konterte. Erst beim 9:8 hatte der VCW wieder die Nase vorn. Gréta Kiss sorgte für vier Satzbälle (24:20). Beim 24:22 holte Benedikt Frank die Seinen nochmal an die Seitenlinie, um Elan der Gegnerinnen zu stoppen. Und das gelang: Der VCW profitierte von einem Service-Fehler von Aachens ,86 Meter großer Zuspielerin Hyke Lyklema (Niederlande).
Dritter Satz (20:25, :2)
Volatiler Verlauf! Der VCW lag schnell mit 6:8 hinten, glich dann zum 0:0 aus. Selbstvertrauen gab das allerdings nicht. Aachen machte drei Punkte in Folge und blieb in Front, ehe Jonna Wasserfaller wieder auf Remis stellte (4:4). Und auch das sorgte nicht für Ruhe im System. Aachens Angriffe saßen, während der VCW Chancen vergab und dem Gegner so unfreiwillig vorzeitige "Weihnachtspräsente" übermittelte. Celine Jebens wehrte noch den ersten von fünf Matchbällen ab. Als sich Libera Rene Sain (Kroatien) vergeblich streckte, hatte ihr Team auch diesen Abschnitt verloren. Nun galt es, sich wenigstens in den fünften Satz zu retten.
Vierter Satz (25:2, 2:2)
Der VCW agierte nun wieder lange ohne rechte Übersicht und griffige Lösungen (7:2). Bene Frank versuchte es kurzzeitig mit Hannah Hartmann (für Jonjev) und Zuspielerin Adriana We?na (für Jebens). Der VCW lief weiter hinterher. Mega Stimmung dann aber wieder, als Tanja Großer nach wilder Rallye das 5:6 und Celine Jebens das 6:6 erzielten. Und auch die nächsten beiden Punkte gingen an Wiesbaden. Nun keimte die Hoffnung auf den Satzausgleich wieder auf (8:6). Die Gastgeberinnen waren on fire (23:20). Mittelblockerin Rachel Gomez (USA) vergab zunächst noch eine große Chance (23:2) ? es wurde enger. Für drei Satzbälle sorgte dann aber Tanja Großer - und Positionskollegin Kiss machte mit dem 25:2 den herbeigesehnten Tiebreak klar.
Tiebreak (7:5, 2:3)
Schnelles, enttäuschendes Ende! Die Wiesbadener Athletinnen hatten keinen Tiger im Tank. Die Truppe von Mareike Hindriksen erwischte den besseren Start (4:, 6:3). Der Wille auf Seiten der Gäste war schlichtweg größer. Bene Frank wechselte erneut die Besetzung, aber damit keine entscheidenden Impulse mehr ein (7:3). Mit einem Schlag ins Netz bescherte Celine Jebens den Ladies in Black sieben Matchbälle - und gleich der erste saß. Der VCW hatte im fünften Abschnitt weder Traute, Fortune noch adäquate Lösungen.
Ein Punkt - das ist die Ausbeute der Gastgeberinnen. Ein Trost ist das indes nicht. Wieder war es nicht gelungen, sich zu belohnen. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht: Am 25. Dezember geht es bereits wieder in die Halle zum Training. Am 28. Dezember besteht dann bei Schwarz-Weiß Erfurt die letzte Chance in diesem Jahr auf einen Sieg.
STATEMENTS
Benedikt Frank: "Wie waren nicht ganz bereit am Anfang des Spiels. Und insgesamt sind wir einfach zu schwankend in unseren Leistungen. Wir kämpfen zuweilen wahnsinnig, um wieder reinzukommen, machen auch viele gute Sachen, belohnen uns dann aber nicht. Wir agieren zu passiv, wenn Aggressivität gefordert ist. Das tut schon weh, keine Frage."
TERMINE
. Volleyball Bundesliga Frauen
28. Dezember 2024 (Samstag, 8:00 Uhr)
Schwarz-Weiß Erfurt - VCW
(Erfurt, Riethsporthalle)
5. Januar 2025 (Sonntag, 6:00 Uhr)
VCW - USC Münster
(Wiesbaden, Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit)