Deutschlands Sitzvolleyballer haben ihr Minimalziel erreicht und ziehen nach einem 3:1 (25:14, 22:25, 25:17, 25:18)- Erfolg über die Ukraine vorzeitig ins Halbfinale ein. Bereits vor dem letzten Spiel hat Deutschland damit wie erhofft das Weiterkommen gesichert. Es ist die erste Halbfinal-Teilnahme bei Paralympics seit zwölf Jahren.
Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel geht es am Dienstag (12 Uhr) gegen den ebenfalls makellosen Weltmeister und Weltranglistenersten Iran um den 2,46 Meter großen Morteza Mehrzadselakjani noch um den Gruppensieg.
"Ich bin überglücklich und total zufrieden mit unserer Leistung. Wir wollten die ersten beiden Spiele gewinnen, um ein ruhiges Duell mit dem Iran zu haben. Das war unser Ziel. Jetzt können wir uns schonen und auch mal ein bisschen testen", sagte ein zufriedener Bundestrainer Christoph Herzog.
Seine Mannschaft knüpfte nahtlos an ihre Leistung gegen Brasilien und den 3:0-Auftakterfolg an. Ab dem 5:5 setzte sich Deutschland ab und baute ihren Vorsprung über 13:8 und 18:12 kontinuierlich aus. Bester Punktelieferant war Dominik Albrecht mit sechs Treffern, der mit seiner Schlagkraft, aber auch in der Blockabwehr Mann des ersten Satzes war.
Im zweiten Durchgang tat sich Deutschland wie schon gegen Brasilien schwerer. Mit vier Punkten in Serie gelang den Ukrainern, die mit ihren Kontrahenten aufgrund zahlreicher Trainingslager und Testspiele eine enge Freundschaft verbindet, ein Zwischenspurt von 5:5 auf 9:5. Beim 14:9 betrug ihr Vorsprung sogar fünf Punkte. Deutschland leistete sich zu viele Fehler, phasenweise wirkte es hektisch. Die Ukrainer verwandelten beim 25:22 ihren zweiten Satzball. Deutschland fehlte in dieser Phase die Effektivität im Abschluss.
"Die Ukrainer haben die besondere Qualität: Sie pushen sich von null auf 100 und sind voll da. Dass wir den zweiten Satz zurecht verloren haben, lag aber mehr an uns als am Gegner", betonte Herzog, der allerdings zu keinem Zeitpunkt nervös wurde, wie er sagte. "Wir waren auf beide Formationen eingestellt und top vorbereitet. Die Jungs haben das souverän runtergespielt."
Der Satzgewinn schien die Ukrainer zunächst zu beflügeln. Allerdings fingen sich die Deutschen im dritten Durchgang und fanden zurück in ihr Spiel. Ab dem 7:7 zogen sie Punkt um Punkt davon und vergrößerten den Vorsprung auf zwischenzeitlich acht Zähler (21:13). Francis Tonleu verwandelte schließlich den zweiten Satzball zum 25:17 und 2:1.
Das Momentum war nun auf deutscher Seite. Im vierten Durchgang wurde das variable deutsche Angriffsspiel zum Trumpf. Deutschland baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus (12:4) - bis zum 25:18. Danach ließen die Spieler ihren Emotionen freien Lauf. "Das Halbfinale war unser erstes Ziel. Wir sind sehr stolz, dass wir es geschafft haben", freute sich auch Dominik Albrecht, für den der Sieg gegen die Ukraine kein gewöhnlicher war. Albrechts Lebensgefährtin ist Ukrainerin. Sie jubelte dem Leverkusener von der Tribüne aus zu. "Das ist für mich sehr emotional. Aufgrund meiner familiären Verbindung fällt es mir nicht einfach zu siegen. Das sage ich ganz ehrlich." In der ukrainischen Nationalmannschaft spielen zwei Soldaten.
Die Mannschaft spielt nach zwei Niederlagen im letzten Vorrundenspiel noch um Platz drei in der Gruppe B. Die ersten beiden Teams der beiden Vorrundengruppen qualifizieren sich jeweils für das Halbfinale. Die Gewinner der Runde der letzten Vier spielen im Finale um den Titel, die Plätze drei bis sieben werden ebenfalls ausgespielt.
Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS