Das erste Abschiedsspiel der Deichstadtvolleys vor heimischem Publikum endete zwar mit einem 3:0 (18,22,14) für die Gäste aus Schwerin, doch vermochten die Neuwiederinnen ihr Publikum nach zuletzt schwachen Auftritten zu versöhnen.
Gelungene Blockaktion: Maya Sendner und Laura Berger (Foto: Norina Tönges)
Dabei waren die Startvorausetzungen äußerst ungünstig. Zum einen standen die Spielerinnen nach der Bekanntgabe der Insolvenz und der endlosen Niederlagenserie unter Schock, zum anderen hatte sich die zuletzt erfolgreichste Angreiferin Lydia Stemmler in Vilsbiburg an der Hand verletzt, so dass sie nur den hübschen Kalender der Deichstadtvolleys (https://www.deichstadtvolleys.de/kalender-2024.htlm) signieren konnte, bis auf weiteres aber nicht spielbereit ist.
Tigin Ya?l?o?lu müsste kein innovativer Trainer sein, wenn er nicht versucht hätte, aus der Not eine Tugend zu machen: Kristin vom Schemm, die nach ihrer langwierigen Rückenverletzung noch keine Sprünge absolvieren sollte, streifte sich das blaue Liberatrikot über, die etatmäßige Abwehrspezialistin Klara Single lief als Außenangreiferin in der Startaufstellung auf. Nicht ohne Erfolg: Mit Klara Single (2 Angriffspunkte) und Kristin vom Schemm stand eine gute Annahmeformation auf dem Feld, was in gute Angriffschancen und Punkterfolge mündete. "In einem Vorbereitungsspiel hatte ich mal als Libera gespielt", erzählt vom Schemm nach dem Spiel. "Es hat sich heute total gut angefühlt, trotz oder gerade wegen der anderen Aufgaben, es hat mir viel Spaß gemacht". So setzte es auch im ersten Satz nicht die befürchtete Prügel für den Underdog; dessen Angreiferinnen wussten Chancen zu verwerten, wobei sich im ersten Satz besonders Anna Hartig auszeichnen konnte. Etliche lange Ballwechsel begeisterten die 250 Zuschauer, doch wäre Schwerin nicht Tabellenführer und letztlich in allen Belangen überlegen, wenn es den Satz nicht souverän mit 25:18 hätte unter Dach und Fach bringen können.
Im zweiten Durchgang durften die Zuschauer gelegentlich einen potenziellen Neuwieder Satzgewinn nicht ausschließen und zumindest die Stimmung in der Rhein-Wied-Halle näherte sich Bundesliganiveau. Die Gastgeberinnen spielten in Sichtweite der Schwerinerinnen, Neuwied lag gelegentlich in Führung und noch beim 20:22 war ein Satzerfolg nicht ausgeschlossen, doch blieb es Schwerins Shooting Star Leana Grozer, 16-jährige Tochter von Volleyballer des Jahres Georg Grozer und Enkelin des gleichnamigen Altnationalspielers, blieb es vorbehalten, mit einem an ihre Vorfahren erinnernden Angriffskracher und einem Aufschlag-As den Satz zum 22:25 zu beenden.
"Neuwied kann in Ansätzen guten Volleyball spielen, es fehlt aber noch etwas die Konstanz", urteilte Schwerins Trainer Felix Koslowski. "Die Mannschaft kämpft und fightet, und als wir im zweiten Satz nicht alles mit aller Konsequenz erledigt haben, hat Neuwied auch spielerische Qualitäten gezeigt". So konnte Laura Broekstra, später zur besten Neuwieder Spielerin gewählt, einige erfolgreiche Blockaktionen und Schnellangriffe verbuchen. Auch Youngster Amelie Strothoff wusste besonders in dieser Spielphase zu gefallen.
Im dritten Durchgang führten die Gastgeberinnen zwar noch mit 8:7, mussten den Tabellenführer aber dann zum finalen 14:25 ziehen lassen.
Die Zuschauer hatten eines der besseren Neuwieder Spiele gesehen, die Deichstadtvolleys kämpften, ein Satzgewinn wäre möglich gewesen, in der Halle herrschte gute Stimmung.
"Die erste Bundesliga ist ein sehr hartes Pflaster", lobte Felix Koslowski nach dem Spiel. "Besonders, wenn man wie Neuwied den Sprung nach oben wagt und versucht, sich zu etablieren, braucht das einen langen Atem. Wir sind sehr traurig, dass es am Ende für Neuwied nicht dazu gereicht hat, lange in der Liga zu bleiben. Die Liga ist dieses Jahr sehr stark und ausgeglichen", teilt er die Meinung vieler Kenner.
Immerhin haben die Neuwiederinnen noch drei Heimspiele, um die Eliteliga zu genießen, das nächste am 4. Januar um 19 Uhr gegen LiB Aachen. Dann können die regionalen Volleyballfreunde nach dem Gastspiel ihrer Mannschaft in Potsdam (30.12.) noch einmal Bundesligaatmosphäre genießen.
Schade, dass es dann bald damit vorbei ist ?