"Ein großer Schritt ist leicht aufzuhalten, viele kleine Schritte sind ein Lauf", sagt Max Hauser, Geschäftsführer, Co-Trainer und seit jeher Hans-Dampf in allen Gassen bei den WWK Volleys Herrsching, dem Geilsten Club der Welt, dem wohl wildesten Verein der Volleyball Bundesliga.
Die jungen Wilden, die 2014 den Aufstieg in die höchste Spielklasse Deutschlands wagten, sind stetig gewachsen, wenn auch noch nicht erwachsen.
"Wir sind vielleicht am Ende des Studiums, aber noch nicht mit beiden Beinen im Leben. Es gibt noch sehr viel Potenzial in der Entwicklung", resümiert Thomas "Bob" Ranner, der seit Saisonbeginn den Cheftrainerposten von Hauser übernahm. Libero Ferdinand Tille ergänzt: "Wir werden jedes Jahr älter und machen unsere Erfahrungen. Wir sind so ein verrückter Anfang-Zwanzigjähriger."
Die Bundesliga-Historie begann in der Saison 2014/15. Fünf Aufstiege in Folge waren das damals. Thomas Ranner war zu jener Zeit noch als Spieler mit an Bord. "Alle, die dabei waren, haben gefühlt, dass es von innen kommt. Das ging auch nur so. Jung und wild. An Professionalisierung hat da noch keiner gedacht." Keiner? Einer vielleicht schon. Auf Hausers Bestreben hatte man sich bereits zum "GCDW - geilsten Club der Welt" erklärt, quasi als Livestyle-Konzept. Und diese DNA lebt bis heute. "Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass das keine Kleine-Jungen-Idee, sondern ein tragfähiges Marketingkonzept ist, dem kann ich nicht helfen", sagt Hauser, der das Zepter des Chefcoaches nach unzähligen Jahren der Beständigkeit aus der Hand gab.
Aber Herrsching, Hauser und Neu-Trainer-Ranner - das passt, weiß nicht nur Nationalspieler Tille: "Ich glaub, wenn es der Bob nicht gemacht hätte, dann hätt? der Max auch nicht aufgehört", sagt er. Max Hauser bestätigt das: "Es liegt eindeutig an der Person Bob. Wir können uns gegenseitig gut ergebnisorientiert kritisieren. Das ist gut für mich als Person und für den Verein", sagt der 38-Jährige. Ranner selbst war schon ein wenig überrascht, als er den Job angeboten bekam: "Weil ich weiß, wie wichtig Max das ist."
Tille, den sie alle nur Ferdl rufen, kam 2015 nach Herrsching. Der Wunsch, in die Heimat Bayern zurückzukehren, brachte ihn in die Nikolaushalle, die ehemalige Spielstätte der WWK Volleys, die damals noch als TSV Herrsching firmierten. "In dem Verein, wo ich vorher war, hattest du feste Trainingshallen, feste Strukturen. Das war anders als in Herrsching, das konnte man nicht mit einem europäischen Spitzenverein vergleichen." Ein Vorteil damals - das Team hinter dem Team. "Da waren Leute im Hintergrund, die Bock hatten, die ein offenes Ohr hatten."
Und so mauserte sich der TSV Herrsching in kleinen Schritten, langsam, aber beständig. Die kleinen Verrücktheiten blieben. Die Trikots in Lederhosen-Optik, der ausgefallene Jubel, die konsequent bayrisch geprägte Identität. "Wir sind im Ausland einer der bekanntesten deutschen Vereine, weil wir viele Dinge anders machen, weil wir laut und auffällig sind", meint Hauser. Der lokale Bezug ist enorm wichtig, diesen Weg geht auch Coach Ranner mit: "Wir versuchen weiterhin, mit vielen kleinen lokalen Partnern aus der Umgebung zu arbeiten und diese lokale Identität immer wieder zu leben und auch den ausländischen Spielern zu zeigen - hier war ich, ich war in Bayern."
Nicht nur für den ausgefallenen Jubel und die Spielkleidung in Lederhosen-Optik sind die WWK Volleys Herrsching bekannt.
(Foto: WWK Volleys Herrsching)
Nachdem der dringend benötigte Hallenneubau in Herrsching scheiterte, folgte der schrittweise Umzug in den Audi Dome in München. "Inzwischen bedauere ich es nicht mehr, dass wir keine Halle in Herrsching bekommen haben. Der Audi Dome liegt im Herrschinger Teil von München, knapp 30 Minuten von uns", sagt Hauser. Das Ziel ist es, die Halle in den kommenden Jahren auf einen soliden 3.000er-Schnitt zu füllen. Mit einer gezielten Social-Media-Strategie und der Ansprache der Vereine auf allen Zufahrtsstraßen nach München soll eine Volleyball-Euphorie entfacht werden. "München hat ein begeistertes, wenn auch anspruchsvolles Publikum. Wenn wir es hier nicht schaffen, dann nirgends", so Hauser.
Ferdinand Tille denkt gern an die Zeiten mit picke-packe-voller Nikolaushalle zurück, sieht aber keine Alternative zum Ortswechsel. Und die Herrsching-DNA? "Die nehmen wir mit", sagt der zweifache Vater. "Wir haben sicherlich auch Fans verloren auf dem Weg nach München, aber hoffentlich auch viele dazugewonnen. Der Schritt war der einzig richtige und irgendwie ja auch alternativlos." Er sieht vor allem die Vorteile: Größere Halle, bessere Ansprechbarkeit für Sponsoren, mehr Geld, bessere Spieler und so weiter. Auch wenn es vor allem das Umfeld sei, was einen Spieler an den Ammersee locke - in einer Arena mit der Strahlkraft des Audi Domes spielt wohl jeder gern.
"Wir werden fantastische Spiele in München haben und ein Aushängeschild für die VBL werden. Ein Verein, wo es brennt auf dem Feld", sagt Ranner, der sich nicht nur in der sportlichen Verantwortung sieht. "Nur so kann es funktionieren, wenn man sich mitverantwortlich fühlt, wenn man für die Mannschaft versucht, Strukturen weiterzuentwickeln." Unter Ranner wurde die Ernährung des Teams umgestellt, das Essen wird jetzt von einem lokalen Partner frisch gekocht. Tille erinnert sich an alte Zeiten: "Es gab schon Situationen, wo man gesagt hat: ?Hui, da muss sich noch einiges bewegen.? Aber das hat es ja getan und das tut es noch. Weil da Herzblut dahintersteckt."
Neue Struktur, neue Heimspielstätte, mehr Personal zeichnen nicht nur die WWK Volleys aus. Herrsching steht sinnbildlich für die Richtung, in die die Volleyball Bundesliga der Männer geht. "Zum Beispiel in Giesen, Lüneburg, und, klar, bei den BR Volleys hat sich ja auch wahnsinnig viel bewegt", sagt Hauser, der daraus für seinen Verein ein ehrgeiziges Ziel ableitet.
Mittelfristig will man den Anschluss an den VfB Friedrichshafen und die BR Volleys schaffen, national und auch international. In diesem Jahr war auf europäischer Ebene früh Schluss, aber auch dem kann man in Herrsching etwas Positives abgewinnen: "Wir haben auf jeden Fall was gelernt. Die internationalen Regeln schreiben noch viel mehr vor, als die hiesigen. Ein Riesenaufwand. Für uns war das schon eine gute Übung", sagt Hauser. Das Ausscheiden im Golden Set gegen Volley Amriswil (Schweiz) war dennoch schmerzlich. "Trotzdem vielleicht besser so. Unser Kader hat nicht die Breite für viele englische Wochen."
Wenn man Max Hauser, Thomas Ranner und Ferdinand Tille über den Verein reden hört, dann spürt man, dass diese drei Männer eine sportliche Erfolgsgeschichte, aber auch eine tiefe Verbundenheit zur Vereins-DNA eint. Hauser, der Macher im Vorder- und Hintergrund, Ranner, der Wirbelsturm an der Seitenlinie und Tille, der in Herrsching zum Spieler reifte, der ein Team mitreißen kann. Drei Gesichter, ein Verein, ein Resümee, als sie die letzten 8 Jahre Revue passieren lassen: "Mia san geil."