In weniger als einem Jahr startet die neue Beach-Volleyball Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Nach dem überraschenden Rücktritt von Blockspieler Julius Thole Anfang der Woche blickt der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) optimistisch in die Zukunft und stellt sich im Trainerbereich der Frauen und Männer für den kommenden Olympia-Zyklus neu auf.
Mit Thomas Kaczmarek (Bundestrainer Männer), dem Finnen Kai Liukkonen (Bundestrainer Männer) sowie Martin Engvik (Bundestrainer Frauen) aus Norwegen startet der DVV ab November mit drei neuen Gesichtern am Beach-Volleyball Stützpunkt in Hamburg durch. Sie ergänzen das bestehende Team aus Bundestrainer Alexander Prietzel, Bundestrainerin Helke Claasen und Head of Beach-Volleyball Jürgen Wagner.
DVV Beach-Volleyball Sportdirektor Niclas Hildebrand sagt zu den Veränderungen: "In unserer Analyse nach Olympia haben wir uns dazu entschlossen, dass wir neue Impulse im Trainerbereich setzen wollen, um die tendenziell jüngeren Athletinnen und Athleten, die nach Hamburg kommen oder schon in Hamburg sind, mit viel Erfahrung auszustatten. Dabei hat uns die Arbeit, die Martin Engvik in Norwegen, Kai Liukkonen in Finnland und Thomas Kaczmarek als noch junger Coach in Deutschland bisher geleistet haben, sehr beeindruckt", sagt er und blickt voller Vorfreude auf die neue Zusammenarbeit:
"Ein wichtiger Punkt war, dass alle Trainer die Philosophie, die hauptsächlich von Jürgen Wagner transferiert wird, zu 100 Prozent mittragen und mitgestalten wollen. Die Schwerpunkte sind eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Höchstleistungssport, Eigenverantwortung und Selbststeuerung. Es sind drei starke Trainerpersönlichkeiten, daher freue ich mich sehr auf die gemeinsame Zusammenarbeit. Wir haben in Hamburg ein starkes Team, das von verschiedenen Fachexperten mit verschiedenen Ausrichtungen und Erfahrungswerten geprägt ist. Gemeinsam und unter der Stützpunktleitung von Bernd Schlesinger sind wir in der Trainerqualität noch einmal einen Schritt nach vorn gegangen. Bedanken möchte ich mich auch bei Martin Olejnak, Imornefe Bowes und Eric Koreng für die erfolgreiche Arbeit in den letzten Jahren und wünsche ihnen auf ihren beruflichen Wegen, die sie in Zukunft einschlagen werden, alles Gute."
Das sind die neuen Coaches
Den deutschen Fans am geläufigsten dürfte sicherlich Thomas Kaczmarek sein. Der 35-jährige hat in seiner Jugend sämtliche Kaderstufen des DVV durchlaufen und als Spieler jahrelang auf der World Tour, Welt- und Europameisterschaften angegriffen. Auch als Trainer stellte er seine Qualität bereits unter Beweis und coachte seit dem Beginn seiner Trainerkarriere Anfang 2017 erfolgreich auf nationalen sowie internationalen Highlights. Unter anderem als Teil des Trainerteams von Kim Behrens/Cinja Tillmann führte er das Duo gemeinsam mit Hans Voigt und Klaus-Martin Stuhlmann innerhalb von zwei Jahren in die erweiterte Weltspitze - mit der Krönung zu den Vize-Europameisterinnen 2020.
Zuletzt arbeitete Kaczmarek, der als Spieler 2014 und 2016 Silber auf der Beach-DM gewann, bis zum Ende der Olympischen Spiele in Tokio für das Nationalteam Karla Borger /Julia Sude . In Timmendorfer Strand 2021 gewann er mit dem Wittener Trainergespann Voigt/Stuhlmann den ersten DM-Titel des Duos Alexander Walkenhorst /Sven Winter, gleichzeitig deren letzter gemeinsamer Auftritt als Team. In Hamburg übernimmt er ab November als Bundestrainer Männer und gemeinsam mit Jürgen Wagner die Betreuung des Teams Nils Ehlers/Clemens Wickler.
Zum Engagement im Hamburg sagt Kaczmarek: "Der Beach-Volleyballsport in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und wir müssen aufpassen, dass wir die Weltspitze bald nicht nur noch per Fernglas betrachten können. Mit meinem Engagement am Bundesstützpunkt in Hamburg möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass es in Zukunft wieder viele schöne und erfolgreiche Geschichten in unserem Sport zu erzählen gibt. Die neue spannende Aufgabe als Coach im Team Nils Ehlers und Clemens Wickler trete ich mit sehr großer Vorfreude an. Beide Spieler bringen individuell viele Qualitäten mit und ich sehe in diesem Projekt enormes Entwicklungspotenzial."
Verstärkung aus Finnland
Als zweiter Bundestrainer der Männer agiert der Finne Kai Liukkonen ab November neben Thomas Kaczmarek . Mit seinen 47 Jahren gehört er unter allen Trainer-Neuzugängen schon zu den "alten Hasen" in der Hansestadt. In seiner Heimat in Finnland arbeitete er seit 2005 als Bundestrainer für den Finnischen Volleyball-Verband und hatte maßgeblichen Anteil an der Etablierung von professionellen Strukturen.
Arbeit, die vor allem in den letzten Jahren enorme Früchte trug, und finnische Frauen-Teams auf der World Tour etablierte. So gewann er als Coach mit verschiedenen Teams seit 2016 zwei Silbermedaillen (3-Sterne-Turnier) und einmal Bronze (4-Sterne-Turnier) auf der World Tour und erreichte 2017 sowohl bei der Weltmeisterschaft in Wien (9. Platz) sowie bei der Europameisterschaft in Jurmala (5. Platz) zwei Platzierungen innerhalb der Top-10.
Als Spieler war er außerdem in der Halle aktiv und spielte 20 Jahre lang in der ersten finnischen Liga. Parallel trieb er seine Karriere im Beach-Volleyball voran und sammelte fünf Medaillen (2x Gold, 2x Silber, 1x Bronze) ein. Liukkonen freut sich auf die neue Aufgabe: "Am Stützpunkt in Hamburg zu arbeiten, ist eine großartige Chance. Deutschland gehört zu den besten Beach-Volleyball Ländern der Welt mit einem exzellenten Trainer-System. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit großartigen Spielern und den anderen Coaches sowie Staff-Mitgliedern."
Olympia-Erfahrung "Made in Norway"
Im Bereich der Frauen kommt Verstärkung aus Norwegen. Neben Helke Claasen wird in Zukunft der 43-jährige Martin Engvik die Betreuung der weiblichen Teams übernehmen. Engvik war in Norwegen seit 2015 federführend für den Aufbau des Frauen-Beach-Volleyball Bereichs verantwortlich. Mit Erfolg: Vor der Olympia-Qualifikation für Tokio 2020 erreichten die norwegischen Teams überraschend das Halbfinale des Continental Cups und unterlagen den späteren Siegerinnen aus den Niederlanden nach drei Spielen knapp mit 1:2.
Engvik, der außerdem einen Master in Bereich der Psychologie erfolgreich abgeschlossen hat, bringt zusätzlich Olympiaerfahrung mit nach Hamburg. Von 2008 bis 2012 betreute er das norwegische Duo Tarjei Skarlund/Martin Spinnangr. Mit ihm erreichten sie zwei Halbfinals auf der World Tour, gewannen eine Silbermedaille und erreichten bei den Olympischen Spielen in London den 9. Platz. Vier Jahre zuvor führte er außerdem Jørre Kjemperud/Tarjei Skarlund bereits zu den Olympischen Spielen nach Beijing. Jetzt startet er in Hamburg die Mission Paris 2024.
"Ich freue mich sehr auf die Arbeit in Deutschland, mit allen Athletinnen und Trainern, die zu den besten in der Welt gehören. Diese Möglichkeit, zu lernen und meinen Teil zum Erfolg des deutschen Beach-Volleyballs beizutragen, ist eine große Ehre und aufregende Herausforderung", blickt Engvik auf seinen neuen Lebensabschnitt, der Anfang November in der Hansestadt beginnt.