Das große Finale am 28. Juni (10.00 Uhr deutsche Zeit, live bei Sport1 im Free-TV) bei den European Games in Baku ist für die Finalteilnehmer Deutschland und Bulgarien kein "normales" Spiel. Beide Teams waren in der Vergangenheit nicht mit Finalspielen gesegnet, dementsprechend emotional fielen die Reaktionen nach den Halbfinals aus.
Bulgariens Kapitän Todor Aleksiev, mit 32 Jahren ein ganz erfahrener Haudegen, sank nach dem 3:2-Krimi gegen Polen auf den Boden und begründete die Reaktion anschließend: "Das war mein zehntes Halbfinale in einem großen Turnier, aber das erste Mal habe ich es in ein Finale geschafft." Vielleicht spielt aber auch noch etwas eine Rolle, wie Bundestrainer Vital Heynen vermutet: "Es gibt noch einen Hintergrund: die jungen Leute spielen World League, die Alten die European Games. Der Cheftrainer glaubt mehr an die jungen Leute, die Alten sind böse und wollen klar machen, dass sie besser sind als die erste Mannschaft!"
Das ist ihnen im Turnierverlauf prächtig gelungen, denn nach einem mäßigen Start steigerte sich das Team zunehmend und setzte in der Vorrunde mit dem 3:1 gegen Russland ein erstes Ausrufezeichen. Die "Alten" sind die Bratoev-Zwillinge, Zuspieler Georgi und Außenangreifer Vladimir (27), Außenangreifer Aleksiev sowie die Mittelblocker Nikolay Nikolov (28) und Svetoslav Gotsev (24). Die vier Erstgenannten erreichten 2012 in London den vierten Platz, der Ex-Friedrichshafener Gotsev war 2014 bei der aus bulgarischer Sicht enttäuschenden WM (Platz 13) dabei. "In meinen Augen sind die Alten auch besser als die erste Mannschaft. Uns erwartet ein erfahrener Gegner im Finale", meint Heynen.
Das deutsche Team bereitet sich gewissenhaft auf das Finale vor, Krafttraining und Physiotherapie am Morgen, eine Videositzung am späten Nachmittag sowie eine Balleinheit am Abend. Es ist nach den Goldmedaillen 1999 bei der Universiade und 2009 bei der European League die dritte Finalteilnahme in den vergangenen 20 Jahren. "So viele Finals hat Deutschland noch nicht gespielt. Deshalb ist es schwierig einzuschätzen, wie wir in das Finale reingehen. Wir wollen Gold holen. Wir sind qualitativ gleich, wenn nicht etwas besser, aber in so einem Finale entscheidet auch die Tagesform", meint Heynen.
Gegen die Russen hatte der Trainerstab eine perfekte Strategie entwickelt, um die physisch überlegenen Angreifer auszubremsen. Diese verzweifelten immer wieder an der bärenstarken deutschen Block-Abwehr. Darauf setzt der Bundestrainer wieder und meint: "Ich habe ein gutes Gefühl. Die Mannschaft hat das gemacht, was ich gehofft habe: einen Schritt nach vorne, jetzt müssen sie das Niveau vom Russlandspiel bestätigen, dann muss Bulgarien sehr viel machen. Mal sehen, ob sie das können!" Wir hoffen nicht!
Finalspiele (deutsche Zeiten)
28.06.: Spiel um Platz 3: POL - RUS (7.30) & GER - BUL (10.00)
Der Kader der DVV-Männer in Baku: Matthias Pompe (SWD powervolleys Düren), Sebastian Kühner (BR Volleys), Jan Zimmermann (TG Rüsselsheim), Falko Steinke (SVG Lüneburg), Tom Strohbach (TV Rottenburg), Michael Andrei (Antwerpen/BEL), Marcus Böhme (Fenerbahce Istanbul/TUR), Tim Broshog , Björn Höhne (Maaseik/BEL), Christian Fromm , Denis Kaliberda (Perugia/ITA), Lukas Kampa (Radom/POL), Jochen Schöps (Rzeszow/POL), Ferdinand Tille (TSV Herrsching)