In ihrem zweiten Heimspiel der Saison musste sich der Kieler TV den Giesen Grizzlys II mit 1:3 (25:19, 22:25, 17:25, 28:30) geschlagen geben und sich nun erst einmal in der unteren Tabellenhälfte einsortieren.
Kiels Neuzugang und Zuspieler Til Krüger in Aktion (Foto: japhotography)
Starkes Spiel, ernüchterndes Ergebnis: Am Ende eines über zweistündigen Kampfes standen die Kieler Adler vor rund 350 Zuschauern in der Hein-Dahlinger-Halle mit leeren Händen da.
Draußen kalte, klare Luft, drinnen heiße dampfende Atmosphäre - so betitelte es die Lokalpresse am Montag und sie hatte Recht.
Als die Adler Kiel mit einem überlegenen ersten Satz das Topteam aus Gießen mit 25:19 vom Feld fegten, kochte die Stimmung im Kieler Adlerhorst hoch. Und auch zum Start in den zweiten Abschnitt kamen die KTV Adler gut aus den Startlöchern.
Zuspieler Till Krüger, der anstelle des verletzten Matthias Lehmann von Beginn an die Verantwortung übernehmen musste, hatte sichtlich gefallen an seiner neuen Rolle. Mit viel Übersicht und guten Timing bei den schnellen Pässen, führte er die KTV Adler übers Parkett.
Giesen brauchte etwas Zeit, um sich an die Situation zu gewöhnen, zeigte dann aber, warum es sich nach dem Aufstieg vor eineinhalb Jahren zu einem Topteam der zweiten Liga entwickelt hat.
Die Reserve der Erstliga Grizzlies - angeführt von Mannschaftskapitän und späterem MVP Goldgewinner Yannik Ahr - arbeitete sich in aller Ruhe in das Spiel hinein, ließ sich von der lautstarken Atmosphäre nicht beeindrucken.
Knallharte Aufschläge und kompromisslose Angriffe der selbsternannten Superzweiten, dominierten immer mehr das Spielgeschehen und was nicht im Angriff verwandelt wurde, blieb im Block der Gäste hängen. Diese Aktionen zeigten Wirkung. In der Schlussphase des zweiten Satzes wehrten sich die Kieler zwar tapfer, konnten den Ausgleich aber nicht verhindern.
Man konnte den Hausherren nicht nachsagen, nicht alles versucht zu haben um gegenzuhalten. Mutige Abwehraktionen, lange Ballwechsel, emotionale Diskussionen mit dem Schiedsgericht und ein Olavo Veiga im Kieler Dress, welcher sich ein ums andere Mal aufschwang und die Giesener Abwehr mit seinen Diagonalangriffen schier zur Verzweiflung brachte, sollten an diesem Abend nicht reichen.
Denn Giesen blieb bei ihrer konsequenten Linie, bestimmte auch in Durchgang drei das Tempo und fand insbesondere im 23-jährigen Samuel James Schellenberg einen dankbaren Abnehmer.
Das änderte sich auch nicht als Headcoach Eric Koreng komplett auf südamerikanisches Flair umstellte. Mit der Einwechslung von Neuzugang Diego Lucas de Assis Honorio stand erstmals ein brasilianisches Quartett auf dem Kieler Feld. Dem 23 jährige Mittelblocker, erst in dieser Woche zum Kieler Team gestoßen, merkte man die fehlende Abstimmung zu seinem Zuspieler an und ließ noch auf die erhofften Nadelstiche warten.
So holten sich die Niedersachsen die 2:1 Satzführung, bevor die Partie in einem echten Volleyball Spektakel gipfelte und die Kieler Sporthalle zum Ende des vierten Satzes zu beben begann.
Giesen mit 24:21 in Führung liegend, brauchte noch einen Punkt zum Spielgewinn. Kiel bäumte sich ein letztes Mal auf und wehrte unter tosendem Applaus der Kieler Fans mehrere Matchbälle ab, bevor man selber in Führung liegend, nur noch einen Punkt zum Satzausgleich benötigte.
Zu diesem Zeitpunkt hielt es Niemanden mehr auf den Plätzen. Das Publikum stand minutenlang, fieberte mit, feierte und feuerte an. Doch ihre drei Chancen zum 2:2 konnten die Schleswig-Holsteiner nicht nutzen bevor ein Giesener Block den Traum vom Kieler Punktgewinn zunichte machte.
"Es war das erwartet intensive Match. Gegen Gießen hatten wir immer umkämpfte Spiele. Bitter, dass wir nun ohne etwas dastehen. Die Mannschaft hätte einen Punkt verdient gehabt", gab Adler Trainer Eric Koreng nach dem Spiel zu Protokoll. Kleinigkeiten hätten die Partie entschieden. "Die Konstanz bei Giesen war nach dem ersten Satz höher. Wir hatten mehr Aufs und Abs. Knackpunkt waren vielleicht die beiden kleinen Punktserien der Gäste im zweiten Satz."
Viel Lob sprach Koreng seiner Mannschaft für den Kampfgeist und dem Publikum für die Stimmung aus. Er freute sich über den guten Auftritt von Til Krüger im Zuspiel und erwartet sich mit Diego Lucas für die Zukunft mehr Optionen.
Die Aufgaben allerdings werden nicht leichter. In zwei Wochen (16. November) erwarten die Kieler in eigener Halle mit dem SV Warnemünde einen Titelanwärter der zum Ostsee Derby immer richtig heiß läuft. Warnemünde hatte am vergangenen Samstag den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer aus Bocholt niedergerungen und dürfte von daher mit breiter Brust nach Kiel kommen.