Mit seinem Ass bei der knappsten Meisterschaftsentscheidung der vergangenen zehn Jahre hat sich Moritz Reichert in Berlin einst unvergesslich gemacht. Anschließend führte der Außenangreifer in seinem zweiten Jahr die BR Volleys sogar als Kapitän auf das Spielfeld, ehe der heute 29-Jährige zuletzt vier Jahre lang im Ausland Erfahrung sammelte. Als gestandener Nationalspieler kehrt der gebürtige Saarländer nun zur Saison 2024/25 in die Hauptstadt zurück und hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben.
Moritz Reichert (Foto: BR Volleys)
Moritz Reichert hat in seinen zwei Jahren bei den BR Volleys bleibenden Eindruck hinterlassen. Neben seiner bodenständigen, reifen sowie überlegten Art und Spielweise blieb vor allem ein Moment in den Köpfen der BR Volleys Fans: Sein letzter Punkt der Saison 2018/19. Das Ass des früheren Friedrichshafeners in der ZF Arena bedeutete im fünften Satz des fünften Finalspiels den 15:13-Tiebreaksieg und damit den zehnten Meistertitel. Dramatischer und emotionaler ging es nach einer Spielzeit mit vielen Rückschlägen nicht. Mit einem herzlichen "ich habe euch auch nicht vergessen" meldet sich Reichert nun in Berlin zurück, nachdem sein erstes Kapitel 2020 mit dem Gewinn des DVV-Pokals und dem coronabedingten Saisonabbruch endete.
Im Anschluss an die zwei Jahre in der Hauptstadt zog es Reichert nach Polen zu Trefl Danzig, wo er unter anderem von Nationalmannschaftskapitän Lukas Kampa die Bälle serviert bekam. An der polnischen Ostsee wusste der Mann mit den Allround-Fähigkeiten ebenso zu überzeugen wie in den letzten zwei Spielzeiten in Frankreich bei Tourcoing und Montpellier. An letzterer Station stand er mit dem Ex-Berliner Nicolas Le Goff am Netz und im Pokalfinale, welches allerdings 0:3 gegen Nantes verloren ging. Im Trikot von Tourcoing wurde "Mo" sogar als bester Außenangreifer der Liga ausgezeichnet und fand sich auch im letzten Jahr in den Top Drei wieder. "Sowohl Polen als auch Frankreich waren in jeder Hinsicht gute Erfahrungen für mich. Man sammelt viele neue Eindrücke und kann sich dadurch entwickeln. Ich denke, ich habe Schritte nach vorn gemacht und möchte das jetzt in Berlin wieder zeigen", so der Rückkehrer.
In der Nationalmannschaft hat sich Reichert beim größten Erfolg der vergangenen Jahre, der Olympia-Qualifikation in Rio de Janeiro, als Stammspieler festgebissen. Dabei bildete er gemeinsam mit Ruben Schott und dem Ex-Berliner Julian Zenger einen nur schwer zu knackenden Annahmeriegel. Ähnliches erhofft sich Kaweh Niroomand nun für den Deutschen Meister: "Mit Moritz? Verpflichtung wird sich die Rolle des Außenangreifers im Team ein Stück weit verändern. Wir gewinnen mit ihm noch einmal an Stabilität in Annahme und Abwehr. Den Riegel, den wir dort bilden, müssen die Gegner - auch international - erst einmal ins Wanken bringen. Auf dieser Grundlage können Hannes Tilles Stärken hoffentlich noch besser zur Geltung kommen und wir als Mannschaft noch schneller spielen", erklärt der BR Volleys Geschäftsführer die neue Ausrichtung und ergänzt: "Moritz strahlt auf und neben dem Court Ruhe und Souveränität aus. Er hat bei uns schon bewiesen, dass er mit seiner Art eine Mannschaft führen kann. Ähnlich wie Ruben Schott kann er aber in diesem Bereich auch noch wachsen."
Einzig Adam Kowalski ist aus dem Team, das Reichert damals Richtung Osten verließ, noch verblieben und trotzdem fühlt es sich für ihn vertraut an: "Ich freue mich sehr, das Umfeld und die Fans wiederzusehen. Die Mannschaft ist nahezu komplett neu und doch erwarten mich viele bekannte Gesichter." Ein Stück weit Heimatgefühl also in Berlin, aber in der Volleyball Bundesliga trifft Deutschlands "Volleyballer des Jahres" 2019 auf neue Gegner und Standorte: "Es hat sich einiges verändert. Besonders positiv habe ich im Ausland die Entwicklung der Übertragungen wahrgenommen. Ich bin gespannt auf das sportliche Niveau der neuen Teams und die Stimmung in den Arenen."
Bevor Reichert wieder die Max-Schmeling-Halle betritt, liegt der volle Fokus natürlich auf den nächsten Wochen mit der Nationalmannschaft und den Olympischen Spielen. Die derzeit laufende, zweite Woche der Volleyball Nations League lässt Berlins zukünftige Nummer 15 aus privaten Gründen aus. Dann reist er auf die Philippinen nach und möchte seinen Platz im Kader nicht mehr hergeben: "Jeder ist heiß darauf und möchte sich in Topform bringen. Ich bin sicher, dass der Verein von den Erfahrungen der Olympiateilnehmer profitieren wird. Für alle, die es nach Paris schaffen, erfüllt sich ein Traum und sie können daraus etwas für die nächste Saison mitnehmen."