Balsam für Leipziger Volleyballseele - glatter Derbysieg vor nahezu ausverkauftem Haus. Ein Derbyabend, wie er aus Leipziger Sicht nicht besser hätte laufen können: Die L.E. Volleys gewinnen ihr drittes Spiel in Folge und springen damit vorerst auf dem 8. Tabellenplatz.
Leipzig im Siegestaumel (Foto: kw)
Zuvor waren die Drittliga-Frauen des Vereins ebenso erfolgreich (3:1 Sieg gegen Rosenheim) und haben ihre nahezu makellose Bilanz weiter ausgebaut. Mit einem zweiten Platz als Liganeuling hinter den benachbarten Neuseenland-Volleys aus Markkleeberg können die Damen der emplify volleys leipzig mehr als zufrieden sein.
Derbykracher: Delitzsch gewinnt die Stimmung - Leipzig das Spiel
Viel zu lange mussten die westsächsischen Volleyballfans auf das Derby Leipzig gegen Delitzsch verzichten. Nach dem sportlichen Abstieg in 2022 und dem glücklichen Aufstieg in 2023 können die L.E. Volleys nach langen Durststrecken endlich wieder Fuß in der 2. Volleyball Bundesliga Süd fassen. Das liegt zum Einen offensichtlich an der ausgezeichneten Jugendarbeit des Vereins (2x Deutscher Jugendmeister 2023), dem erfolgreich in Gang gesetzten Generationswechsel innerhalb der Mannschaft sowie zum Anderen an den Veränderungen innerhalb der 2. Volleyball Bundesliga. Mit der Saison 2023/2024 haben die drei besten Teams der Südstaffel den Sprung ins Oberhaus gewagt, mehrere Aufsteiger sind aus den dritten Ligen dafür dazugestoßen, sodass sich die Liga aktuell ausgeglichener zeigt. Leipzig belegte vor der Partie mit neun Punkten den zehnten Tabellenplatz. Delitzsch dagegen musste in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison einen radikalen Kaderumbau hinnehmen, zahlreiche ehemalige und erfahrene Leistungsträger haben entweder ihre Bundesligatreter an den Nagel gehangen oder sind in die Brüderstraße zu den Volleys geeilt (R. Karl). Mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren (L.E. Volleys 26 Jahre) blickt man beim Delitzscher Kader mittlerweile in deutlich jüngere, aber auch (noch) unerfahrene Gesichter.
Doch nun zum Geschehen in der Brüderstraße: der Zuschauerstrom ließ nicht nach, unentwegt füllten sich die Tribünen und mit 850 Zuschauern bei einer Gesamtkapazität von rd. 1.000 Platzen (einzig bei den VIPs und Sponsoren auf dem Balkon war noch Platz) war die Sporthalle Brüderstraße bei einem Volleyballspiel so gut besucht, wie schon lang nicht mehr.
Mit 15-minütiger Verspätung pfiff Tina Gäbler als erste Schiedsrichterin das Derby 2023 in Leipzig an. Mit viel Risiko im Aufschlag starteten beide Teams in die Partie - mit leichten Vorteilen auf Leipziger Seite. Delitzsch zog das Spiel vor allem über die Außenpositionen auf, Martin Burgartz zeigte sich variabler in der Ballverteilung und ließ Mittelblocker wie Diagonal- und Außenangreifer gleichermaßen glänzen. Jan Pretschecks Männer agierten mit viel Durchschlagskraft im Angriff, Delitzsch hielt mit Kampfgeist dagegen, konnte munter mithalten und ging sogar in der Crunchtime des ersten Satzes mit 19:20 in Führung. Aber: ein Bela Wiese, Robert Karl, Yannick Siebeck und Martin Burgartz später und Leipzig stellt wieder mit einem 24:20 klare Verhältnisse her. Mit 25:22 ging der erste Durchgang an die Hausherren.
In Satz zwei zeigte sich ein ähnliches Bild. Delitzsch brachte sein ganzes Volleyballherz auf die Platte, zeigte beim Feiern der Punkte mindestens genauso viel Einsatz wie im eigentlichen Spielgeschehen. Die Partie entwickelte sich zu einem packenden Zweitliga-Match, auf das man in der Zukunft keineswegs verzichten will - dazu müsste Delitzsch jedoch langsam ins Gewinnen übergehen. Sobald Leipzig ein paar Punkte davon eilte, wusste Delitzsch dagegen zu halten. Zum Ende hin wurde es aus Leipziger Sicht noch einmal brenzlig, doch letztlich zog man beim 23:22 durch und gewann auch den zweiten Durchgang 25:22.
Das war anscheinend zu viel für die jungen Delitzscher. Im dritten Durchgang hatten sie den weiterhin schonungslosen Angriffen und Aufschlägen der Leipziger wenig entgegenzusetzen. Jungspund Bela Wiese servierte gleich acht Aufschläge hintereinander und machte einen geordneten Spielaufbau der Nordsachsen nur bedingt möglich. Für Leipzigs Coach Pretscheck Grund genug, anderen Spielern weitere Einsatzzeiten vor so einer atemberaubenden Kulisse zu gönnen. Mit 25:12 ging auch der letzte Satz an die Leipziger. So ein eindeutiges Derby hatten die westsächsischen Volleyballfans schon lang nicht mehr erlebt. Und dennoch hatten es vor allem die beiden ersten Sätze in sich, in denen die Delitzscher den heutigen Favoriten mehr als genug aus der Reserve lockten. Die L.E. Volleys konnten sich mit dem Sieg auf den 8. Tabellenplatz katapultieren - so kann es gern weitergehen!
Zu den Besten wurden Toptalent Bela Wiese (Gold) und Ex-Leipziger Karl Erik Pöhnitzsch (Silber) gekürt.
Fazit: geniale Kulisse, aufopferungsvoll kämpfende Underdogs und Leipziger im Siegestaumel - ein Derbyabend ganz nach unserem Geschmack.
Die nächste Möglichkeit, die L.E. Volleys in der Brüderstraße live in Aktion zu sehen, ergibt sich am 09. Dezember 2023 um 19 Uhr, Gegner: TuS Kriftel. Zuvor müssen die Leipziger am kommenden Samstag zum zweiten Kellerkind nach Ludwigsburg - genau da, wo Bela Wiese im Frühjahr 2023 Deutscher U18-Meister geworden ist.