Schon der morgendliche Blick aus dem Fenster ließ nichts Gutes erwarten: Der Wettergott hatte sich klar auf die Seite der Alpenländler gestellt und bescherte den Hypo Tirol AlpenVolleys Haching zu ihrem Antrittsbesuch im Rhein-Main-Gebiet heimatliche Verhältnisse. Am frisch gefallenen Schnee lag es allerdings wohl nicht, dass die United Volleys zum erst zweiten Mal in der laufenden Bundesliga-Saison zuhause ausrutschten und beim 2:3 (25:22, 22:25, 16:25, 25:20, 10:15) nur einen von drei möglichen Punkten in der Rüsselsheimer Großsporthalle behielten. Dabei schienen sie in Satz eins mit ihren bayerisch-österreichischen Gegnern noch richtiggehend Schlittenfahren zu wollen und lagen früh mit fünf Punkten in Front.
Gegen Haching reichte es trotz allen Anfeuerns hier von Kapitän Sebastian Schwarz nur zu einem Punktgewinn (Foto: United Volleys/Gregor Biskup)
Vorsprung im zweiten Durchgang verspielt
Besonders der Australier Lincoln Williams war kaum zu bändigen, donnerte ein ums andere Mal wie ein Schneepflug durch den Block der AlpenVolleys und servierte dazu noch zwei Asse. Auch seine Mitspieler schienen bestens aufgelegt, etwa Regisseur Patrick Steuerwald , der einen nahezu perfekten Zuspielertrick vorführte. Haching hat aber schon zu diesem Zeitpunkt gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist, stellte United-Cheftrainer Michael Warm später fest. Immerhin waren die Gäste mit der Empfehlung von zuletzt drei Auswärtssiegen in Folge nach Rüsselsheim gekommen. Wie dem Champions League-erfahrenen Ensemble mit Spielern aus neun Nationen von Polen bis Brasilien das gelungen war, demonstrierten die AlpenVolleys in der Schlussphase von Durchgang zwei.
Auch in diesem hatten die Hausherren zunächst deutlich vorn gelegen, ihren Vorsprung jedoch nach einer Fehlerserie kurz vor der zweiten Technischen Auszeit eingebüßt. Als es dann ans Eingemachte ging, zeigten sich die Männer des slovakischen Coaches Stefan Chrtiansky eiskalt und nutzten mehrere missglückte Abwehrversuche der Uniteds gnadenlos aus. Bezeichnenderweise war es ein Aufschlagfehler des eigens für diese Aufgabe eingewechselten Moritz Karlitzek, der den 1:1-Ausgleich besiegelte. Für den bisherigen Topscorer der Hessen hatte Sebastian Schwarz im Außenangriff begonnen und machte erst nach dem verlorenen dritten Satz endgültig für den Jung-Nationalspieler Platz. Da hatten die Uniteds gerade eine regelrechte Packung kassiert und sich ordentlich einseifen lassen.
Heimrecht zum Playoff-Auftakt steht fest
Umso beachtlicher war die Moral, mit der sich die jungen Uniteds anschließend noch in den Tiebreak kämpften. Auf der Diagonalposition war mittlerweile der Japaner Issei Otake für Williams hineingekommen, der bis dahin stolze 17 Punkte erzielt hatte. Einen anfänglichen Rückstand blockten Patrick Steuerwald und Youngster Tobias Krick zum Vorsprung um. Besonders Moritz Air Karlitzeks gefürchtete Hinterfeldangriffe bekamen die AlpenVolleys zu diesem Zeitpunkt nicht in den Griff. Im Entscheidungssatz sorgten allerdings gleich zu Beginn die Aufschläge des überragenden Hachingers Igor Grobelny, der später zum Sports&Travel MVP gekürt wurde, für einen ersten Dämpfer. Zweimal zum 5:5 und zum 7:7 konnten die Uniteds noch ausgleichen.
Dann setzte Karlitzek einen Pipe ins Netz und der Rumäne Adrian Aciobanitei scheiterte am gegnerischen Block. Obwohl speziell Routinier Lukas Bauer noch mit mehreren krachenden Schnellangriffen dagegenhielt, war damit das Match entschieden. Nun brauchen die United Volleys am kommenden Samstag, wiederum in der Großsporthalle, gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen noch mindestens einen Punkt, um keinen der Konkurrenten um Platz drei noch an sich vorbeiziehen lassen zu müssen. Da haben wir aus dem Hinspiel noch etwas gutzumachen, da brauche ich keinen Spieler extra zu motivieren, versprach Coach Warm. Und eines steht jetzt auch fest: Zum Auftakt der Playoff-Viertelfinalserie am 28. März genießen die Uniteds in der Fraport Arena in jedem Fall Heimrecht.