Die einen konnten nicht schlafen, weil das Halbfinale sie so aufgewühlt hatte. Die anderen durften nicht schlafen, weil das Finale vorbereitet werden musste. Die Nacht und der Tag vor dem letzten Turnierspiel dieser Männer-EM, dem Finale Deutschland vs. Russland (20.30 Uhr, live im kostenlosen Live-Stream www.Sport1.de und im Pay-TV bei SPORT1+), erlebt(e) das deutsche Team ganz unterschiedlich.
Die Nacht verlief für die meisten nicht so prickelnd: Ich habe kaum geschlafen, es war sehr unruhig, sagte Mitteblocker Noah Baxpöhler. Um überhaupt Ruhe zu finden, mussten einige Akteure mit Schlaftabletten Nachhilfe schaffen, ein ausgeruhter Geist und Körper ist im Spiel gegen die bärenstarken Russen Grundvoraussetzung. Und natürlich eine gute Videoanalyse. Bundestrainer Andrea Giani, Co-Trainer Matteo De Cecco und Scout Roberto Ciamarra schlugen sich die Nacht um die Ohren, um das russische Spiel zu analysieren, etwaige Schwachstellen auszumachen und Strategien zu entwickeln: Drei Stunden habe ich geschlafen, sagte Ciamarra dennoch gut gelaunt beim Frühstück.
Giani ist Realist und weiß, dass diese Russen, die immer noch ohne Satzverlust sind, nur mit einer außergewöhnlichen Leistung zu gefährden sind. Eines ist für ihn dabei Grundvoraussetzung: Wir müssen auch im Finale an uns glauben und mit freiem Kopf in das Spiel gehen.
Und vielleicht hilft ja auch noch ein Blick in die Statistik: Zwar verlor die deutsche Mannschaft den letzten Vergleich gegen Russland bei der Olympia-Qualifikation in Berlin im Januar 2016 mit 1:3, und bei Europameisterschaften gewannen deutsche Männer-Teams von 14 Partien lediglich drei. Doch die letzten zwei Partien gingen an die DVV-Männer (3:2 in 1997 und 3:0 in 2013)
Die Spieler waren verständlicherweise noch voller Adrenalin und wussten kaum wohin mit ihrer Freude. Kapitän Lukas Kampa sagte unmittelbar nach dem Fünfsatzkrimi in der Mixed Zone: Ich bin extrem leer, supermüde und zittere am ganzen Körper. Ich hätte gedacht, ich freue mich, wenn wir ins Finale kommen, aber es ist gerade so, als wenn das Spiel noch weiter geht. Physiotherapeut Achim Schüler musste Schwerstarbeit verrichten, tat dies aber liebend gerne.
"Spiel und Spaß mit Oscar"
Ein bisschen Pause erhalten Kampa und seine kongenialen Kollegen natürlich, das Finale wird exakt so vorbereitet wie das Halbfinale: Nach dem Frühstück machte sich eine Gruppe in die Tauron Arena zum lockeren Balltraining auf (11.00-12.00 Uhr), die andere, überwiegend die älteren Spieler, bewegte die müden Knochen unter Anleitung des immer gut gelaunten Athletik-Trainers Oscar Berti (Spiel und Spaß mit Oscar so der Titel von Teammanger Thomas Bob Ranner) im Hotel. Mittagessen, Mittagsruhe, Video und Snack folgen, ehe sich der deutsche Bus um 18.50 Uhr ein letztes Mal zu einer Spielhalle bei dieser EM in Bewegung setzt.