Die Erwartungshaltung für die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig /Kira Walkenhorst und die Weltranglisten-2. Chantal Laboureur /Julia Sude sind vor jedem Turnier hoch. Umso beeindruckender, mit welcher Souveränität und Leichtigkeit beide deutschen National-Duos in das Viertelfinale der WM in Wien stürmten und nur noch einen Schritt von den Medaillenspielen entfernt sind.
Chantal und Julia legten im Gluthofen des Center Courts vor und ließen den Finninnen Lehtonen/Lahti beim 2:0 (21-17, 21-19) keine Chance auf den Sieg. Zu konzentriert agierte das Duo und ließ sich auch von der einzigen Schwächephase, als im zweiten Satz aus einem 9-5 ein 10-11 wurde, nicht aus der Ruhe bringen. In dieser Phase half Chantal ihrer Partnerin, die unter dem permanenten Aufschlagdruck der Gegnerinnen etwas Probleme bekam: Dazu ist man zu zweit auf dem Feld: diejenige, die Sideout spielen muss, ist immer unter Druck. Die andere versucht zu helfen und mental zu unterstützen, erklärte Julia das Szenario. Und das wirkte, denn zwei Sude-Blocks sorgten für die entscheidenden Breaks.
Nun geht es gegen das beste kanadische Team, Pavan/Humana-Paredes, das sich nach den Olympischen Spielen in Rio zusammentat. Und das mit beeindruckender Wirkung: fünfmal zogen sie auf der diesjährigen World Tour in das Halbfinale und feierten mit dem Turniersieg in Porec/CRO den bisherigen Höhepunkt ihrer kurzen Liaison. Das soll auch nach Wien so bleiben, denn vor allem Julia ist voll motiviert: Ich bin extrem heiß aufs Halbfinale, nachdem ich 2011 mit Jana Köhler (der jetzigen DVV-Sportdirektorin Beach) Fünfter geworden bin. Es scheint ein total offenes Duell zu sein, beide Teams sind in Wien makellos mit fünf 2:0-Siegen.
Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass Laura und Kira zum zweiten Mal nach 2013 in einem WM-Viertelfinale stehen. Denn nahezu aus der kalten Hose und ohne Spielpraxis kam das Ausnahme-Duo nach Wien und steigert sich dort von Spiel zu Spiel. Der Respekt der Konkurrenz dürfte nach dem Achtelfinale nicht kleiner geworden sein, der Auftritt der Olympiasiegerinnen gegen die jungen US-Amerikanerinnen Hughes/Claes erinnerte ein wenig an die Dominanz von der Copacabana. Es schien fast so, als wenn sich die Champions das Szenario erst einmal anguckten, um dann umso beeindruckender zurückzuschlagen: Wir versuchen es so zu steuern, dass wir bei den Höhepunkten am fittesten sind und unsere Leistung da aufs Feld bringen, bringt es Kira auf den Punkt.
Dies ist Gold-Trainer Jürgen Wagner und seinem Team trotz aller Widrigkeiten wieder bestens gelungen, wir kommen immer besser rein, wir sind eine Turniermannschaft. Das haben wir immer gezeigt und das ist auch hier wieder so, so die deutsche Blockspielerin. Die hatte mit enorm großen Problemen an der Schlagschulter zu kämpfen, heute Morgen konnte ich den Arm nicht wirklich schmerzfrei heben, und das es heute so gut lief, hätte ich nicht gedacht! Ein ums andere Mal schlug es mit Wucht im Feld der Amerikanerinnen ein, Laura sagte nachher ganz im Rio-Style: Der Rhythmus fehlte uns, aber so langsam tanzen wir wieder Samba auf dem Feld.
Und die soll auch gegen das nächste US-Duo, Summer/Sweat, in den heißen Sand gezaubert werden. Wir haben mit ihnen auch noch eine Rechnung offen, so Laura. Der bislang einzige Vergleich in Moskau in diesem Jahr ging klar in zwei Sätzen an die US-Girls. Schließlich soll sich die WM-Geschichte von Stare Jablonki 2013 nicht wiederholen, damals endete das Turnier im Viertelfinale.