Seit dem 29. Juni hat der Bayerische Volleyball-Verband einen neuen Präsidenten. Mit dem 61-jährigen Christoph Schieder führt den Verband nicht nur ein ehemaliger Deutscher Nationalspieler und mehrfacher Deutscher Meister, sondern auch ein erfahrener Manager der größten Wirtschaftsauskunftskanzlei Deutschlands und Familienvater, dessen Kinder alle im Volleyballer erfolgreich waren.
Christoph Schieder (Foto: BVV)
Christoph, vor einiger Zeit kam Klaus Drauschke auf dich zu mit der Bitte sein Nachfolger zu werden. Musstest du da lange überlegen?
Ehrlich gesagt ja. Schließlich bin ich einer verantwortungsvollen Position bei meinem Arbeitgeber und eine Aufgabe, wie die des BVV-Präsidenten macht man nicht im Vorübergehen. Das muss man mit vollem Einsatz machen. Doch Volleyball ist in meinem Leben seit jeher omnipräsent. Ich habe dem Sport so viel zu verdanken. Meine Kinder sind in dem Sport sehr gut aufgehoben. Der Volleyball hat dafür gesorgt, dass wir im gesamten Entwicklungsprozess unserer Kinder nie Probleme hatten. Außerdem glaube ich, dass gesellschaftliches Engagement in unserer Zeit zu einer sinnhaften Lebensgestaltung einfach dazugehört.
Wie sehr hast du dich gefreut, dass du mit großer Mehrheit am Verbandstag gewählt wurdest?
Wenn man sich zur Wahl stellt und dann so eine überwältigende Zustimmung bekommt, ist das ein tolles Gefühl. Ich weiß aber auch, dass ich einem Präsidenten nachfolge, der einen gewaltigen Fußabdruck hinterlassen hat. Daher gehe ich mit Demut an die Aufgabe, schaue aber auch sehr optimistisch in die Zukunft des bayerischen Volleyballs.
Bist du schon in die neue Rolle hineingewachsen?
Klaus hat mich gut vorbereitet in den vergangenen Jahren. Er hat mich in viele Themen eingebunden sowohl innerverbandlich als auch in den übergeordneten Verbänden. Dabei durfte ich erleben, welche großes Vertrauen Klaus in der Volleyballwelt genießt. Ich wäre sehr froh, wenn ich es in den kommenden Jahren schaffen kann, ein annähernd ähnliches Vertrauen zu unseren Mitgliedern aufbauen könnte, wie er.
Welchen Eindruck hast du vom Volleyball in Bayern?
Ich hatte vor vielen Jahr schon einmal eine Funktion beim BVV als erster Beachwart des Verbandes. Von Klaus habe ich zudem erfahren, dass bei seinem Antritt 2010 das Verhältnis zwischen Präsidium und Bezirk angespannt war. Klaus ist es zu verdanken, dass sich das grundlegend gewandelt hat. Er genießt in Bayern ein immenses Vertrauen. Das hat man auch daran gesehen, dass viele Delegierte gar nicht zum Verbandstag gekommen sind. Sie sind offensichtlich zufrieden mit der Amtsführung von Klaus. Diese Arbeit möchte ich fortsetzen, wenn auch mit einem etwas anderen Setting. Klaus war Lehrer und auf Ausgleich bedacht. Ich bin von Beruf Manager und möchte mein Knowhow aus dem Berufsleben jetzt auch in den Verband einbringen.
Wo siehst du die Hauptaufgaben von dir als Präsident in den kommenden Jahren?
Mein Ziel ist es die Professionalisierung, welche angestoßen wurde, weiter voranzutreiben und die Strukturen dafür zu schaffen. Mit den beiden neuen Stellen der Leistungssport-Koordinatorin und des Breitensport-Koordinators haben wir gute Schritte unternommen. Jetzt geht es darum die Last in unserem Hauptamt bestmöglich zu verteilen und Sorge tragen, dass unsere Geschäftsstelle, die sehr gute Arbeit leistet nicht zu überlasten. Hier sind alle Volleyballer gefordert. Beispielsweise sollte jeder versuchen immer den zuständigen Ansprechpartner zu kontaktieren. Kurzum, wir müssen die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle schützen. Sie machen einen tollen Job, schauen dabei aber zu wenig auf sich selbst. Hier müssen wir einen guten Mittelweg finden.
Außerdem ist es wichtig, dass wir den Breitensport im Verband weiter stärken und aus den Ergebnissen der BVV-Umfrage zu lernen und so unseren Verband noch besser zu machen. Hier haben wir einige Hausaufgaben bekommen, die wir in den kommenden Jahren erledigen sollten.
Wie siehst du den aktuellen Zustand des Volleyballs in Bayern?
Ich habe keinen schlechten Eindruck. Die Vereine leisten vor Ort sehr gute Arbeit und nach dem Einbruch während Corona steigen die Mitgliederzahlen in den Vereinen wieder. Es deutet sich hier eine Trendwende an. Für uns gilt es weiter den Impact, den Corona vor allem auf den Teamsport hatte bestmöglich wieder auszugleichen und den Sport attraktiv für viele junge Menschen machen.
Wichtig ist auch, dass wir das Ehrenamt im Sport wieder attraktiv machen. Auch in den Städten. Auf dem Land ist es seit jeher selbstverständlich, dass man sich in einem Verein engagiert. Da ist vor allem in den Städten in den vergangenen Jahren etwas verloren gegangen. Unser Ziel muss es sein, dass wir wieder mehr Menschen in Ehrenämtern in den Vereinen bekommen und so unsere Sportart weiter stärken können. Das würde auch der gesamten Gesellschaft unseres Landes guttun.
Vita Christoph Schieder
Sport
103 Einsätze in Deutscher Nationalmannschaft
4x Deutscher Meister (1985, 1986, 1987, 1991)
2x Pokalsieger (1985, 1990)
Verband
1. Beachwart des Bayerischen Volleyball-Verbandes (1996-1998)
BVV-Vizepräsident Sport (2018-2024)
Familie
Verheiratet
2 Kinder: Theresa (ehem. Bundesliga-Spielerin), Hanna-Marie (Beachvolleyball-Profi)
Wohnort: München
Ehefrau: Claudia Wifling (ehem. Beachvolleyballerin, Jugendtrainerin)
Hobbys: Fahrradfahren, Golfen