Der Auftakt war ein beeindruckendes Statement, ein glatter 3:0-Erfolg gegen Budejovice im ersten Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte. Nun ist die SVG Lüneburg auf dieser höchsten internationalen Ebene erstmals auf Reisen, ausgerechnet dort, wo viele im Winter zur Erholung hinfliegen: Gran Canaria.
Doch für Urlaubsgefühle ist keine Zeit. Beim spanischen Meister CV Guaguas Las Palmas wollen Kapitän Jesse Elser & Co. an diesem Mittwoch (20.30 deutscher Zeit, 19.30 Uhr Ortszeit) ihre gute Form einmal mehr beweisen.
Ein Trip aus dem unbehaglichen Wetter der Heimatregion auf die frühlingshafte südlichste der kanarischen Inseln, in ein Hotel direkt am Strand - da mag manch einer neidisch werden. Bis zu acht Sonnenstunden und Temperaturen um die 22 Grad klingen in der Tat verlockend. Doch die LüneHünen werden dafür wenig Sinn haben, es gilt, im zweiten Gruppenspiel die gute Ausgangssituation zu verbessern. Das milde Klima ist da allenfalls Balsam für die Seele, vor allem für die gesundheitlich angeschlagenen Spieler.
Gegner Las Palmas ein
Team mit Routiniers zuhauf
Und davon gibt es derzeit einige. Am Wochenende hatte es Theo Mohwinkel, der gleich ganz daheim blieb, und Matt Slivinski,der das Spiel in Dachau sich übergebend in der Kabine erlebte, erwischt, nach der Rückkehr Hannes Gerken. Zuvor waren schon Gage Worsley und Yann Böhme betroffen gewesen. "Das gehört in dieser Jahreszeit dazu und dauert ja immer nicht lange. Ich gehe davon aus, dass alle dabei sind," mochte Chefcoach Stefan Hübner am Tag vor dem Abflug darüber nicht lamentieren und fügte selbstbewusst an: "Außerdem haben wir viele gute Spieler." Soll heißen: (fast) jeder ist mal zu ersetzen.
Tatsächlich hat sich die SVG in den letzten Wochen in einen Flow gespielt, wenn natürlich auch nicht jeder Gegner von höchster Qualität war. Auffällig ist aber schon, dass sich andere Bundesligisten wesentlich schwerer gegen Underdogs taten und sich bei der SVG eine Personalrotation kaum negativ auswirkte. Weil alle heiß und fokussiert sind und nicht nachlassen. Sternstunden wie gegen Budejovice (3:0) beflügeln dann natürlich zusätzlich. Oder, wie Erik Röhrs hinterher schwärmte: "Das war ein sehr besonderer Abend - so ein Spiel, vor so einer Kulisse und dann so eine überzeugende Leistung von uns. Das hat sehr viel Spaß gemacht."
Mit Spaß und Lockerheit und ohne Druck soll es nun auch im "Centro Insular de Deportes" der Inselhaupstadt Las Palmas auf den Court gehen, eine Halle für bis zu 5200 Zuschauer in einem großen Sportzentrum mit Schwimmbad und Fitness-Studio. Für SVG-Mittelblocker Matt Knigge wird das ja eine Reise in die Vergangenheit, dort spielte er die letzten drei Jahre, wurde zweimal Meister und einmal Pokalsieger. Viele Spieler aus seiner früheren Mannschaft sind aber nicht übrig, es gab einen großen Umbruch. Dennoch läuft es schon wieder für das Team von Chefcoach Sergio Miguel Camarero: Platz 3 nach 9 Spielen mit einem Punkt Rückstand auf das Führungsduo bei nur einer Niederlage.
Nach Umbruch schon
wieder ein Spitzenteam
Die Qualifikation zur Champions League wurde ja auch überaus souverän absolviert: 5 Siege mit nur einem Satzverlust. Und im ersten Gruppenspiel beim hohen Favoriten Jastrzebski Wegiel in Polen war Las Palmas beim 0:3 in zwei Sätzen einer Überraschung nahe: 28:30, 16:25, 24:26. Kein Wunder, dass SVG-Trainer Hübner den jetzigen Gegner, ein Team voller Routiniers jenseits der 30 Jahre, stärker als zuletzt Budejovice einstuft: "Die haben viele sehr erfahrene Leute, drei bis vier haben einen Aufschlag mit hohem Potenzial. Es wird besonders auf die Elemente Aufschlag/Annahme ankommen."
Wichtigste Spieler beim Gegner sind der italienische Außenangreifer Paolo Zonca, der oft die meisten Punkte macht, der argentinische Außenangreifer Nicolas Bruno und der brasilianische Diagonale Francisco Wallysson Souza ("Walla"). Eingesetzt werden sie von Miguel Angel de Amo Fernandez-Echevarria, kurz: de Amo, Spaniens Zuspieler Nummer 2. Der hat gerade als neuen Konkurrenten den auch aus der Bundesliga (Berlin) bekannten Angel Trinidad de Haro bekommen, Spaniens Nummer 1, der aber am Sonntag noch für seinen bisherigen Verein Taranto in Italiens Seria A spielte und nun kaum sofort die Fäden ziehen wird.
Zu sehen ist das Match im kostenpflichtigen Stream auf sportdeutschland.tv oder im Public Viewing im Restaurant "Alexander der Große" in Kirchgellersen sowie im "Weinfass Wabnitz" in Lüneburg, Ritterstraße. (hre)