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Europapokal: Durch „jugendlichen Leichtsinn“ Chance verpasst

22.12.2017 • Europapokal Autor: Jan Wüntscher 6794 Ansichten

„Was hat im ersten Satz gefehlt, um selbst 1:0 in Führung zu gehen?“ – Diese Frage stellte Moderator Axel Chur beim obligatorischen VIP Lounge-Interview nach dem deutlich mit 0:3 (27:29, 21:25, 19:25) verlorenen Europapokal-Rückspiel der United Volleys gegen Montpellier Volley UC am Donnerstagabend in der Rüsselsheimer Großsporthalle. Und beantwortete sie auch gleich selbst...

Durch „jugendlichen Leichtsinn“ Chance verpasst - Foto: United Volleys/Gregor Biskup

Das Feiern müssen Lukas Bauer (Mitte) und seine United-Kollegen auf Weihnachten verschieben. (Foto: United Volleys/Gregor Biskup)

„Zwei Punkte!“ Tatsächlich zeigte dieser „Knackpunkt“ des Matches wieder einmal das, was Mittelblocker Lukas Bauer so zusammenfasste: „Im Volleyball liegen Glück und Pech manchmal nah beieinander. Die haben in der Situation die entscheidenden Bälle gemacht, wir leider nicht.“ Und selbst United-Cheftrainer Michael Warm, normalerweise kein Freund spekulativer Aussagen, pflichtete bei: „Wenn wir den Satz gewinnen, hat Montpellier den Druck, und dann muss man erst mal sehen, was passiert.“

Schwarz-Ass nicht als Vorlage genutzt

Dass der erfahrene Coach damit durchaus richtig lag, macht ein Rückblick auf das Hinspiel vor gut zwei Wochen in Südfrankreich deutlich. Damals hatten die Uniteds selbst vorgelegt und beide Mannschaften sich anschließend ein hochklassiges Fünfsatz-Duell auf absoluter Augenhöhe geliefert. Nach dem eigenen knappen 3:2-Heimsieg musste Montpellier also erst einmal vor allem eine zu deutliche Niederlage in Rüsselsheim abwenden, um nicht auszuscheiden. Eine Führung der Hausherren wäre in dieser Konstellation vor gut 1.600 Zuschauern in bester Europapokal-Stimmung ein nicht unerheblicher psychologischer Vorteil gewesen. Die Chance dazu, war gleich mehrfach da. Zuerst beim hart erkämpften 24:23, nachdem sich die Teams bis zu dem Zeitpunkt nichts geschenkt und spektakuläre Aktionen auf beiden Seiten sich abgewechselt hatten.

Beim Stand von 27:26 schlugen die Hessen noch einmal zum Satzgewinn auf. Kapitän Sebastian Schwarz , der erstmals nach seiner langen Verletzungspause von Beginn an aufgelaufen war und sich speziell in der Annahme als sichere Bank erwies, hatte die United Volleys mit einem Ass, das seine ganze Klasse und Erfahrung beinhaltete, in Front gebracht. „Diese entscheidende Möglichkeit haben wir uns im jugendlichen Leichtsinn selbst zerstört, den Vorwurf müssen wir uns machen“, bedauerte Michael Warm, „das darf nicht passieren, wenn man zuvor eine halbe Stunde lang auf genau diesen Moment hingearbeitet hat.“ Die Auswirkungen waren entsprechend drastisch: Fortan hatten die Franzosen Oberwasser, spielten extrem stark und mit enormem Selbstbewusstsein, ganz im Stile einer europäischen Spitzenmannschaft.

Kurze Pause für „Saure Zipfel“

„Die haben das sehr sauber gemacht und vor allem beeindruckend verteidigt, deshalb geht der Sieg natürlich in Ordnung“, attestierte Warm. Neben Diagonalangreifer Jean Patry – mit 16 Punkten erneut Topscorer auf dem Feld – suchte der italienische Ex-Nationalzuspieler Davide Saitta immer wieder auch seine gefährlichen Mittelblocker, deren Schnellangriffe die Uniteds an diesem Tag einfach nicht in den Griff bekamen. Selbst der mit 2,11 Metern durchaus ebenbürtige Vize-Europameister Tobias Krick brachte es während des gesamten Spiels auf keinen einzigen Blockpunkt. Dafür präsentierte sich der siebenfache französische Meister in der Defensive bestens vorbereitet und entschärfte ein ums andere Mal auch die gefürchteten Hinterfeldangriffe von Moritz „Air“ Karlitzek.

Dazu trug bei, dass die Gastgeber nach ihrem guten Start in Folge des unglücklich abgegebenen ersten Durchgangs den Rhythmus verloren und oft mit zu hohem Risiko agierten. „Wir sind einfach nicht mehr reingekommen“, konstatierte der ehemalige Frankreich-Legionär Lukas Bauer , mit drei erfolgreichen Blocks einer der Besten auf Seiten der United Volleys. Zwei weitere steuerte „Nano“ Steuerwald bei. Der Regisseur hatte krankheitsbedingt die ganze Woche lang nicht mittrainieren können, ein Nachteil, der sich in der Abstimmung bemerkbar machte. Die kurze Feiertagspause bis zum 26. muss nun ausreichen, um sich auszukurieren. Dass im Hause Bauer im Oberpfälzischen zu Weihnachten „Saure Zipfel“ aufgetischt werden, hat aber garantiert nichts mit dem Ergebnis vom Donnerstag zu tun. Für negative Gedanken bleibt schließlich keine Zeit. Nach der Auswärtsaufgabe in Königs Wusterhausen am 28. Dezember steht am 3. Januar bereits das Bundesliga-Topspiel gegen Friedrichshafen in der Fraport Arena an.

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