Es ist die erste gemeinsam erkämpfte Goldmedaille auf der FIVB-World-Tour: Mit einer hochkonzentrierten und kämpferischen Leistung über mehrere Wettkampftage hinweg schlägt das Nationalteam Karla Borger und Julia Sude im Finale von Quinzhou die amerikanische Legende Kerri Walsh Jennings mit ihrer Partnerin Brooke Sweat.
Quinzhou (tob). Zwei Monate nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Timmendorfer Strand hat das Nationalteam die nächste Goldmedaille um den Hals baumeln das erste gemeinsame Gold auf der World Tour des Weltverbandes FIVB. Der weite Weg in den Südwesten Chinas hat sich für das einzige deutsche Frauenteam im Teilnehmerfeld des Drei-Sterne-Turniers gelohnt. Neben der Goldmedaille kassieren Karla Borger und Julia Sude zudem 600 Punkte für die Weltrangliste sowie 10 000 $ Siegprämie.
Im Finale gegen die dreifache Olympia-Gewinnerin Kerri Walsh Jennings und ihrer Partnerin Brooke Sweat lief es wie am Schnürchen: Nach 37 Minuten war mit dem ersten genutzten Matchball der erste gemeinsame internationale Turniersieg mit 2:0 (21:16 und 21:19) gesichert.
Eigentlich sind wir damit auch chinesischer Meister, so oft wie wir hier gegen China gespielt haben, sagte Karla Borger nach dem Finalsieg mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ukraine, Frankreich, China, China, China, China und zum Schluss die USA waren die Nationen, gegen die die deutschen Meisterinnen nacheinander angetreten sind.
Dr. Burkhard Sude, der sportliche Leiter des Teams, der vor Ort das Duo betreute, hatte im Vorfeld eine Medaille als Ziel ausgegeben, was angesichts des starken Teilnehmerfelds trotz nur einem Drei-Sterne-Turnier schon ein ordentliches Unterfangen war. Umso größer war die Freude nach dem Finale:
Toll, wie die beiden nach dieser kurzen Pause wieder gleich so ein Top-Level spielen. Unser Fazit: Wir haben richtig trainiert, und richtig entschieden, den Trip nach China zu unternehmen.
Das Turnier begann im Pool E gegen Qualifikantinnen aus der Ukraine. Die Zwillinge Inna Makhno/Iryna Makhno, auf die das deutsche Nationalteam zum ersten Mal überhaupt traf, wurde in 32 Minuten mit 2:0 (21:16, 21:17) geschlagen. Weiter ging es gegen Aline Chamereau/Alexandra Jupiter aus Frankreich. Doch durch die knappe 1:2-Niederlage (21:13, 17:21, 11:15) nach 47 Minuten ließ sich das deutsche Duo kaum aus der Ruhe bringen.
Dann begannen die chinesischen Festspiele, in denen nacheinander Spielerinnen bezwungen wurden, die für unsere Langnasen-Ohren kurios klingend Meimei, Jinjin, Xinxin, Xinyi oder Shuhui heißen:
2:0 (21:16, 21:16) in Runde 1 gegen Meimei Lin/Jinjin Zeng in 35 Minuten, um dann die Weltmeisterin von 2013, Chen Yue, mit ihrer Partnerin Xinxin Wang nach 44 Minuten nervenstark mit 2:0 (27:25, 23:21) zu bezwingen. Die nächste Hürde, ebenfalls superknapp, wurde mit Fan Wang/Xinyi Xia, die an Nummer 1 gesetzt waren, übersprungen mit einem Tiebreak-Sieg (21:17, 19:21, 15:13) in 55 Minuten.
Und im Semifinale mussten Jingzhe Wang/Shuhui Wen gegen den deutschen Meister den Kürzeren ziehen. Borger/Sude traten souverän auf und gewannen in 36 Minuten mit 2:0 (21:14, 23:21).
Im Finale wartete dann die Goldmedaillen-Gewinnerin von Olympia 2004, 2008 und 2012 und Bronzemedaillen-Gewinnerin von 2016, Kerri Walsh Jennings, mit ihrer Partnerin Brooke Sweat, gegen die Borger/Sude dieses Jahr bereits dreimal antraten und dabei dreimal verloren haben: Zweimal deutlich in Kuala Lumpur und Tokio, einmal knapp im Tiebreak in Moskau.
Diese Serie endete im Sand von Quinzhou.
Nach einem kurzen Aufenthalt mit intensivem Training am Olympiastützpunkt Stuttgart geht es zum letzten Turnier der FIVB-World-Tour des Jahres wiederum auf die andere Seite des Erdballs. Vom 13. bis zum 17. November findet ein Vier-Sterne-Turnier in Chetumal an der Ostküste der Halbinsel Yucatán in Mexiko statt.
Wir werden aber auch danach nicht ganz runter fahren, sagt Julia Sude . Der Motor bleibt also in Warmlauf-Stellung, denn dann geht die Olympia-Qualifikation für Tokio in die heiße Phase. Von Ende März bis zur Quali-Deadline am 15. Juni sind noch acht große, und vor allem wichtige Turniere.