Stets zum Jahresbeginn veröffentlicht der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) eine Auflistung seiner Nationalspieler, ein Überblick, der Hinweise auf die Planungen für den Sommer gibt - wenn auch nur Anhaltspunkte. Denn Nominierungen für zumindest Lehrgangsmaßnahmen sind darüber hinaus jederzeit noch möglich. Auch die SVG Lüneburg ist jetzt wieder mit Akteuren vertreten.
In der aktuellen Übersicht wird - im Gegensatz zum Vorjahr - unterschieden zwischen "DOSB-Kaderstatus Olympiakader (OK)" und "DOSB-Kaderstatus Perspektivkader (PK)". Das Kadersystem bildet - unabhängig von der Sportart - die Grundlage für die Auswahl von Athleten/-innen und deren gezielter Förderung und muss jährlich vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bestätigt werden. Er ist das Kriterium für viele Förderungen wie die Service- und Betreuungsleistungen der Olympiastützpunkte oder die Förderung der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Im PK stehen Spieler, denen im laufenden Olympiazyklus eine Perspektive zum Aufstieg in den OK zugetraut wird.
Neuordnung nach den
Olympischen Spielen
Nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris mit Platz 6 (Viertelfinal-Aus gegen Frankreich, 2:3) sind dort aktuell nur noch 11 Spieler aufgeführt: Georg Grozer (Diagonalangriff), Anton Brehme, Tobias Krick, Lukas Maase (alle Mittelblock), Ruben Schott, Moritz Reichert, Moritz Karlitzek, Tobias Brand (alle Außenangriff), Julian Zenger (Libero), Johannes Tille und Jan Zimmermann (beide Zuspiel). Zimmermann war als Ersatzmann dabei. Natürlich fehlt der zurückgetretene Lukas Kampa , aber auch Oldie Christian Fromm . Und auch Florian Krage, der vor Paris durchs Raster fiel, sowie Erik Röhrs, der verletzt passen musste.
Die beiden Ex-LüneHünen sind nun aber dem Perspektivkader zugeordnet, ebenso die aktuellen SVG-Mittelblocker Joscha Kunstmann (wie im Vorjahr) sowie Simon Torwie, der im letzten Sommer zwar anfangs im Lehrgangs-Aufgebot stand, aber wegen seines endenden College-Studiums in den USA absagte. Zu den derzeit 13 Akteuren zählen ferner: die Diagonalen Yann Böhme (KW) und Filip John (Herrsching), die Zuspieler Eric Burggräf (Herrsching) und Fabian Hosch (Freiburg), die Außen Tim Peter (Friedrichshafen), Max Schulz (Aalst/Belgien) und Leon Meier (Polichnis/Griechenland), Mittelblocker Yannick Goralik (Pribram/Tschechien) und der längst als A-Nationalspieler etablierte Libero Leonard Graven (Friedrichshafen).
Dass Theo Mohwinkel von der SVG nach einer bisher so starken Saison nicht dazu zählt, mag überraschen, hat aber nicht viel zu bedeuten. Es gibt in jedem Jahr Spieler, die zunächst in der Liste fehlen, dann aber nach Kienbaum ins Trainingslager eingeladen werden und im Idealfall sogar in die A-Nationalmannschaft rutschen. So erging es zum Beispiel 2023 Yann Böhme nach seiner ersten Saison bei der SVG. Außer Mohwinkel fehlen wesentlich prominentere Namen im PK-Kader wie Linus Weber oder Denis Kaliberda und sogar Olympionike Christian Fromm . Die beiden Routiniers liefen im letzten Sommer regelmäßig in der Nations League auf. Ob sie im neu angebrochenen Olympiazyklus noch eine Rolle spielen, bleibt abzuwarten.
Mit einem Comeback von Diagonalangreifer Weber rechnen dagegen viele. Der 25-Jährige mit mehr als 60 Länderspielen auf dem Buckel spielte letztmals in der Nations League 2023, wurde dann von einer langwierigen Krankheit zurückgeworfen (Pfeiffersches Drüsenfieber) und fehlte bei der folgenden Europameisterschaft. Anschließend kam er in Warschau nicht am polnischen Nationalspieler Bartlomiej Boladz vorbei, doch inzwischen spielt er regelmäßig und könnte wieder in die Rolle als Backup hinter Georg Grozer rücken. Der Oldie will ja auf jeden Fall noch die WM auf den Philippinen im September spielen, die Nations League (VNL) davor wohl eher nicht.
Außer VNL und WM gibt es in diesem Sommer noch ein Großereignis quasi vor der Haustür: die Universiade, die "World University Games" oder auch Weltspiele der Studenten, im Rhein-Ruhr-Gebiet vom 16. bis 27. Juli. Dafür kommt von der SVG zum Beispiel Neo Laumann aus dem sogenannten "Nachwuchskader 1" infrage. Bei der letzten Auflage 2023 in China war der Verein da durch Erik Röhrs, Yann Böhme und Joscha Kunstmann sowie die heutigen LüneHünen Simon Torwie und Lorenz Karlitzek gleich mehrfach vertreten.
In der Volleyball Nations League (VNL) dürfte im übrigen auch wieder Xander Ketrzynski zum Zuge kommen, der ja seit vergangenem Sommer zweiter Diagonalangreifer Kanadas hinter Arthur Szwarc (Monza) ist und als solcher auch an den Olympischen Spielen - allerdings ohne Einsatz - teilnahm. Die Kanadier treffen beim ersten VNL-Turnier im heimischen Quebec am 12. Juni gleich zum Auftakt auf das DVV-Team.
Besuch aus Dänemark
Um Punkte für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2026 geht es dagegen für die LüneHünen Axel Larsen und Oskar Espeland. Larsen bekam jüngst Besuch von Patrick Dufreche, Medienmann des dänischen Volleyballverbandes. Der machte auf einer Norddeutschland-Tour auch Stopp in der LKH Arena und führte ein Interview mit dem Diagonalangreifer. Tags zuvor war Dufreche beim Frauen-Zweitligisten Stralsund, wo die Dänen Kim Buchwald und Chelsea Ingabire das Trainerduo bilden.
In den Interviews sprach das Trio über die Karriere als Spieler bzw. Trainer. Ziel: "Wir wollen jungen Spielerinnen und Spielern Einblick in das Leben als Profi geben - und zeigen, dass das Ziel, Profi zu werden, erreichbar ist", beschreibt Dufreche. Er ergänzt: "Ganz so viele dänische Spieler gibt es ja nicht auf diesem internationalen Niveau - deshalb zeigen wir das gern." Ob sich Larsen da auch zu einem Comeback im Nationaldress äußerte, ist nicht bekannt. Er hatte ja 2024 angesichts seines bevorstehenden Wechsels zur SVG auf Berufungen verzichtet. Dänemark sammelte in einer Gruppe mit der Türkei und Ungarn bisher optimale 6 Punkte. Möglich, dass er nun in den Rückspielen wieder dabei ist.
Die Interwies gibt es bald auf den Plattformen des dänischen Verbandes - wohl aber ohne Übersetzung...
Mit Sicherheit ist aber Oskar Espeland wieder für Norwegen, das im vergangenen Sommer 3:0 gegen Montenegro gewann und 0:3 in Tschechien verlor, im Einsatz. Nun stehen die Rückspiele in der 3er-Gruppe an. 12 der 24 Endrundenplätze werden noch ausgespielt. (hre/gm)