Den BSV-Damen gelang beim Gastspiel in Stralsund ein Überraschungssieg. Gegen die Wildcats, aktuell Tabellenzweiter, behielten sie mit 3:0 (27:25, 25:22, 25:18) unverhofft die Oberhand.
Die 20 BSV-ler in Stralsund obenauf (Foto: Vera Horstmann)
Als nach Spielende unter den gut 300 Zuschauern in der Diesterweg-Sporthalle ein Gewinner für das Tipp-Spiel gesucht wurde, gab es ein Problem: Niemand hatte das Endergebnis der Begegnung getippt, der ausgelobte Preis fand keinen Abnehmer. Währenddessen standen die BSV-Spielerinnen strahlend, aber noch etwas ungläubig, was ihnen gerade gelungen war, bei den fünf Anhängern, die ihr Team sechs Autostunden von den Heimat entfernt unterstützt hatten, unter ihnen auch der BSV-Vorsitzende Peter Müller, der aus seinem Urlaub in Rostock einen Abstecher hinüber an den Sund gemacht hatte.
Der BSV konnte am Samstagabend nutzen, dass die Gastgeberinnen nicht vollzählig waren und mit Kathleen Weiß und Anne Krohn auf zwei wichtige Spielerinnen verzichten mussten. An sich ein Umstand, den ein Spitzenteam, das im Meisterschaftsrennen noch alle Möglichkeiten hat, sollte wegstecken können. Aber die BSV-Damen erwiesen sich als unangenehmer, hartnäckiger Gegner. Unangenehm zum Beispiel durch das hohe Aufschlagrisiko, das dem Stralsunder Sideout kaum Möglichkeit gab, in einen Rhythmus zu kommen. Sieben Aufschlagfehler leistete sich der BSV etwa in Durchgang 1, erzielte aber gleichzeitig auch sieben Servicewinner. Das war nicht immer schön anzuschauen, aber effektiv. Die Bilanz stimmte aus BSV-Sicht und für Stralsund waren das allein 14 Sideout-Situationen, in den kein erster Angriff zustande kam.
Zwei Spielphasen waren es dann vor allem, die dafür sorgten, dass aus dem für die Wildcats unangenehmen Spiel ein Überraschungssieg des BSV entstehen konnte.
Zum einen die Schlussphase von Satz 1: Der BSV war gut in die Partie gekommen, hatte sich - auch durch gute Blockarbeit - zwischenzeitlich fünf Punkte Vorsprung "erzockt" (13:8), dann aber hinnehmen müssen, dass Stralsund sich wieder heransaugte und schon zur zweiten technischen Auszeit die Führung übernahm. Es sah aus, als liefe es wie so oft: Der Underdog spielt mutig mit, am Ende aber macht der Favorit abgeklärt die entscheidenden Punkte und holt sich den Satz. Doch der BSV hielt unbeirrt an seinem Plan fest und weil Sophia Kerkhoff bei 21:24 ihre Aufschläge traf, konnte der BSV im letzten Moment kontern und hatte plötzlich selbst Satzball. Den ersten wehrten die Gastgeberinnen noch ab, einen zweiten holte Luisa Lüpken für den BSV per Zuspielfinte. Und dann legte Hannah Hattemer ein weiteres Ass nach - der BSV hatte erstmals gegen Stralsund einen Satzerfolg zu verzeichnen.
In Durchgang 2 beruhigte sich das Spiel im Aufschlag-Annahme-Bereich ein wenig, dennoch blieb der BSV auf Augenhöhe, hatte sich gut auf das Angriffsspiel der Wildcats eingestellt und wurde seinerseits im Angriff für mutige Aktionen belohnt. Stralsund gelang es nicht, einen spielerischen Unterschied herzustellen Mit dem guten Gefühl der Satzführung im Rücken und einem offenen Spielstand vor Augen verwandelten die Ostbeverner Damen ihre Breakchancen nach der zweiten technischen Auszeit nahezu perfekt und erspielten sich ein Pölsterchen, das kurz darauf für die 2:0-Satzführung reichte. Hinter dem Feld tanzten die Wechselspielerinnen ihre Freude heraus, auf der Tribüne feierte der kleine BSV-Anhang den bereits unverhofften Punktgewinn.
Die zweite entscheidende Spielphase dann zu Beginn des dritten Satzes. Stralsund hatte umgestellt. Madleen Piest, bis dahin als Krohn-Vertreterin auf der Diagonalen eingesetzt, wechselte in ihren angestammten Außenangriff und setzte dort direkt Akzente. Mit 5:0 stürmten die Wildcats los und starteten ihre Aufholjagd. Der BSV schüttelte sich kurz und reagierte dann mit den vielleicht besten zehn Minuten der bisherigen Saison: blitzsauberer Sideout über Sophia Kerkhoff, Servicewinner Kathrin Pasel, zwei direkte Blockpunkte, noch ein Aufschlagass von Pasel - 5:5 und Auszeit Stralsund. Nach der Auszeit ein weiteres Ass, ein nach drei Winnern verschmerzbarer Aufschlagfehler, ein direkter Blockpunkt zum Sideout, Hannah Hattemer mit einer per Außenangriff verwandelten Breakchance und noch ein vierter Blockpunkt - 10:6 und zweites Timeout durch Wildcats-Trainer Robert Hinz. Danach war der BSV nicht mehr einzufangen, wusste auf jedes Lebenszeichen Stralsunds eine Antwort zu geben und ließ ein konsterniertes Heimteam zurück.
Die MVP-Medaille auf BSV-Seite erhielt, zum vierten Mal in den letzten fünf Partien, Mittelblockerin Sophia Fallah - sicherlich eine gute Wahl, denn die 18-jährige war erneut sehr präsent. Den Sieg aber hatte der BSV an diesem Abend durch seine Ausgeglichenheit errungen. Während das Stralsunder Spiel über weite Strecken berechenbar blieb und hauptsächlich auf den Schultern von Madleen Piest und Erin Corbett lastete, konnte der BSV variabel punkten und hatte immer wieder andere Spielerinnen, die entscheidende Akzente setzten.