Es ist ein Szenario, das man keinem Sportler wünscht: Ein Karriereende auf der Couch ohne Vorwarnung. Schon seit Längerem stand für BR Volleys Mittelblocker Georg Klein der Entschluss fest, nach der Saison 2019/2020 seine Profilaufbahn zu beenden. Dass dies nun allerdings aufgrund des Coronavirus schon Anfang März der Fall sein würde, traf Klein ebenso hart, wie der Fakt, sich nicht mit einem weiteren Meistertitel verabschieden zu können. Zukünftig wird sich der gebürtige Leipziger voll und ganz auf sein Polizeistudium konzentrieren.
Foto: BR Volleys
Im Alter von 28 Jahren beendet der 14-fache deutsche Nationalspieler Georg Klein seine Volleyball-Karriere: ?Die Entscheidung habe ich schon im November getroffen. Mein ?Pilotprojekt?, ein Polizeistudium mit dem Profidasein in einem Mannschaftssport zu vereinbaren, stellte sich als zeitlich kaum machbar heraus. Dazu hat mir auch mein Körper mit zwei Knieoperationen in zwei Jahren klare Signale gegeben. So habe ich mich nun für meine langfristige Perspektive und Entwicklung entschieden.?
Durch den plötzlichen Saisonabbruch endet Kleins Karriere, wie man es wohl keinem Profisportler wünscht, ohne Vorwarnung von jetzt auf gleich: ?Ich wäre gern mit der Gewissheit in ein Spiel gegangen, dass es das letzte ist, bestenfalls natürlich in ein Meisterschaftsfinale?, sagt Klein, ?doch dazu kam es in dieser aktuellen Ausnahmesituation leider nicht.? Durch einen Screenshot der VBL-Pressemeldung von Julian Zenger in der teaminternen WhatsApp-Gruppe erfuhr Georg Klein am vergangenen Donnerstag vom Schlussstrich unter der Saison. ?Das war ein Nackenschlag und traf mich richtig hart?, so Klein. Dem Hauptstadtclub blieb nach der Entscheidung der Liga keine Zeit, Klein und seine Mitspieler vorab entsprechend zu informieren.
?Georg wird uns als Sportler im Mittelblock und als Mensch im Team unheimlich fehlen. Er ist ein Kämpfer und großartiger Teamplayer: smart, zuvorkommend und stets loyal. Für mich war er unser Vizekapitän und trug viel Verantwortung. Dieses Ende tut mir für ihn ganz besonders leid. Es war mir eine Ehre mit ihm zu arbeiten?, lobt Trainer Cedric Enard seinen Vorzeigeathleten. Geschäftsführer Kaweh Niroomand bestätigt das: ?Georg hat es geschafft, in seinen drei Jahren hier zu einem Gesicht unseres Vereins zu werden. Er hat sich vom ersten Tag vollends mit unserem Projekt identifiziert. Wir danken ihm für seine großen Verdienste auf und neben dem Court. Er ist durch und durch ein vorbildlicher Sportler und Mensch.?
Nachdem der Mittelblocker zuvor für den VC Olympia Berlin (2007 bis 2011), die SWD powervolleys Düren (2011 bis 2015), im Ausland für Topvolley Antwerpen (2015/2016) und danach für den VfB Friedrichshafen (2016/2017) aktiv war, wurden die letzten Jahre seiner Karriere die erfolgreichsten. In Berlin sammelte Klein mit den BR Volleys in drei Spielzeiten zwei Deutsche Meistertitel, einen Pokalsieg sowie einen Erfolg beim Supercup. ?Ich wollte mit dem Team in dieser Saison unbedingt noch etwas Historisches erreichen, nämlich alle drei nationalen Titel gewinnen. Es ist sehr traurig, dass uns das nun verwehrt bleibt.?
Nichtsdestotrotz kann Klein auf eine ereignisreiche, zehnjährige Profikarriere zurückblicken, in der er auch stolz das Nationaltrikot tragen durfte. In seinen drei Jahren bei den BR Volleys begeisterte der Leipziger die Fans und Zuschauer im Volleyballtempel mit seiner leidenschaftlichen Spielweise und einer stets positiven Einstellung. In Teamkreisen war ?Kleini?, wie ihn vor allem seine französischen Mitspieler liebevoll nannten, so etwas wie der heimliche Kapitän. Er war in seiner letzten Saison nicht nur ?Herr der Mannschaftskasse?, sondern sorgte als angehender Polizist auch im BR Volleys Team für Recht und Ordnung. Außerdem trat der Mittelbocker abseits des Spielfeldes als Nachwuchsbotschafter des Vereins auf. ?Da bricht uns wieder eine Persönlichkeit weg?, sagt Niroomand und nennt Klein in einem Atemzug mit ehemaligen Aushängeschildern wie Sebastian Kühner, Robert Kromm , Aleksandar Spirovski oder Felix Fischer . Wie diese zuvor genannten, bleibt Klein in Berlin wohnhaft und dem Verein treu: ?Die BR Volleys Familie verlässt man nicht?, sagt der Mittelblocker ebenso stolz wie bestimmt.
Vor allem aber wird sich der 2-Meter-Mann von nun an voll und ganz seinem Polizeistudium widmen. Auch dabei verliert er seinen Ehrgeiz nicht: ?Im Idealfall schaffe ich es irgendwann bis zum SEK. Das ist die Polizei-Elite und wer mich kennt, weiß, dass ich immer das Maximum herausholen will.? Leichtfallen wird ihm der Abschied vom Profisport dennoch nicht: ?Ich durfte in meinem letzten Jahr in der sportlich und menschlich besten Mannschaft meiner Laufbahn spielen. Ich bin diesem Team ebenso dankbar wie unseren Fans. Der Volleyballtempel ist und bleibt für mich das Nonplusultra und die geilste Arena, in der ich je spielen durfte. Ich werden den Einlauf durch den Tunnel und das Feuer vermissen.?