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29.02.2024 / Autor: SVG Lüneburg
Sie haben das eigentlich Unmögliche tatsächlich noch möglich gemacht: Die SVG Lüneburg steht in den beiden Endspielen um den CEV Cup, dem zweithöchsten europäischen Vereins-Wettbewerb im Volleyball.
Foto: hoefel/SVG
In 127 Minuten Netto-Spielzeit gegen Arkas Spor Izmir machten die LüneHünen zunächst die 0:3-Hinspielniederlage mit einem 3:1 (17:25, 25:23, 30:28, 25:18)-Erfolg wett, um dann auch noch den Golden Set mit 15:8 zu entscheiden und die mit 3200 mal wieder ausverkaufte LKH Arena zum Tollhaus zu machen. Das Final-Hinspiel findet am Dienstag, 12. März in Lüneburg statt, der Gegner wird zwischen Fenerbahce Istanbul und Rzeszow (Polen) noch ermittelt.
Im Vergleich zum Wochenend-Auftritt in Berlin rückte wieder Youngster Joscha Kunstmann - am Sonnabend krank - ins Team, kam aber im 1. Satz nicht zurecht, hatte ein paar unglückliche Aktionen und musste zum 2. Durchgang Platz machen für Blake Leeson. Das stand es schon 0:1, und einen weiteren Satzverlust durften sich die Gastgeber nicht erlauben, sonst wäre der Finaltraum ausgeträumt gewesen.
Georg Grozer
gleich on fire
Im Eingangssatz wirkte die SVG noch nervös, hatte eine schlechte Angriffs- und Annahmequote und wurde vom Gegner häufig geblockt (5). Izmir trat mit dem 3:0 aus dem Hinspiel im Rücken souverän auf und konnte sich auf seine Angreifer verlassen - allen voran Georg Grozer (7 Punkte), der vor dem Einschlagen noch für seine überragende Leistung im Herbst bei der Olympia-Qualifikation Deutschlands noch ein Präsent von Arena-Betreiber und SVG-Edelfan Klaus Hoppe überreicht bekam.
Sofort wieder gut im Spiel - wie im ersten Duell - war bei den Türken auch der junge Außen Ramazan Mandiraci (6 von insgesamt 21). Bei den Hausherren kamen zunächst vor allem Erik Röhrs (5) und Jesse Elser (4) gut durch. So wurde es einer anfänglichen 5:2-Führung bald ein 5:6, dann ein 8:13 und 13:20. Grozer verwandelte den ersten Satzball. Nun wurde es natürlich noch schwerer, die Hinspielniederlage auszubügeln, doch sie zeigten sich eher trotzig statt geknickt.
Nahezu alles wurde jetzt sprunghaft besser. Der eingewechselte Leeson servierte ein Ass zum 8:4 und verwandelte 2 seiner 3 Angriffe, Nebenmann Matt Knigge sammelte gar 5 Punkte, auch Diagonalangreifer Xander Ketrzynski war nun im Spiel (5). Ein 15:11 glich aber Izmir wieder aus (17:17), ging dann eingangs der Crunchtime sogar 21:19 in Führung, doch die SVG konterte (22:21), und nachdem ein Aufschlag Izmirs an der Netzkante hängen blieb, sorgte Knigge für das umjubelte 25:23 und neue Hoffnung.
Abschnitt 3 war dann nichts für schwache Nerven. Die LüneHünen gerieten 5:8 und 9:14 in Rückstand - aber aufgeben tun sie ja nie. Nach dem 15:16 und 16:16 durch zwei Asse von Ketrzynski war der Gleichstand hergestellt, in der Crunchtime ging es hin und her, bis beim 22:24 der Satzverlust drohte. Röhrs und Katerzynski glichen wieder aus, beim 26:25 wurde es kurios - hatte Ketrzynskis Schmetterball einen Block-Touch? Der Schiedsrichter zog die Challenge und gab den Ball aus.
SVG-Coach Stefan Hübner bezweifelte das, nahm seinerseits eine Challenge, und andere Bilder lösten die Situation dann zugunsten der SVG auf. Punkt für Hübner und 27:26 also. Doch erst mit dem 30:28 von Röhrs war auch dieser Satz in trockenen SVG-Tüchern - was für eine Dramatik, was für ein Fight. Ketryzinski war in diesem Satz überhaupt nicht zu bremsen (10), auch Elser (7) gab Izmir um den starken Grozer (8) viele Rätsel auf.
Satz 4 und Golden Set
eine klare Sache
Satz 4 war dann eine überraschend deutliche Angelegenheit. Die Gastgeber legten ein 4:0 vor, beim Gegner lief nicht mehr viel. Nach und nach wechselte Coach Glenn Hoag bis auf den Libero sein komplettes Team, auch Grozer beim 18:13-Zwischenstand, nach nur einem Punkt bis dahin aus. Nur Mandiraci punktete weiter zuverlässig, aber bei der SVG war nun Röhrs richtig on fire (6), er leitete mit dem 20:14 auch die Crunchtime ein. Ein Aufstellungsfehler von Izmir in der Rotation beendete den Satz und das eigentliche Match, ein Golden Set musste die Entscheidung bringen.
Das surfte die SVG dann auf einer Euphoriewelle, nachdem einer Challenge gleich das 1:0 von Elser statt einen Rückstand ergab und die LüneHünen das Ergebnis bis zum Seitenwechsel auf 8:3 ausgebaut hatten. Danach ließen sie nichts mehr anbrennen, das 15:8 von Röhrs ließ den Finaltraum endgültig wahr werden und in der feiernden Arena war lange, viel länger als sonst bei den Highlight-Triumphen die Hölle los - Endspiel, glückselige Gesichter überall, Feierstimmung. Selbst Stefan Hübner war fassungslos. "Nicht nur dieser Abend ist großartig. Das ist ein guter Moment, um mal die ganze Saison Revue passieren zu lassen. Wir haben etwas Großartiges geschaffen, diese Freude, die das Team ausstrahlt?" Und dann versgte ihm vor Rührung die Stimme.
SVG: Kunstmann (1 Punkt), Elgert (2), Elser (23), Knigge (14), Ketrzynski (19), Röhrs (23) - Worsley; eingewechselt: Leeson (6). (hre)